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… Und mittendrin

Der Kurs hat gestern angefangen, er dauert noch bis Sonntag und wir sind jetzt mittendrin. Das ist, als ginge man miteinander auf eine Reise in ein geheimnisvolles Sehnsuchtsland – das Land der Kreativität.
Hier kann einem alles begegnen. Das heißt, hier kann einem alles begegnen, wenn man bereit ist, sich immer wieder für die Stimme der Intuition und das tiefere Wissen (im Herzen, im Bauch…) zu öffnen.
Wie das geht, üben wir gemeinsam.  Aber den Weg geht jede für sich. Schließlich ist es IHR Weg und der muss keinem anderen Weg, der jemals gegangen wurde, gleichen.

Und an alle, die in der Ferne mitmalen (mitreisen) möchten, richte ich diese Einladung:

Nimm dir ein Blatt Papier, Farben und Pinsel, etwas Wasser und alles, was du sonst noch brauchst. Um dich einzustimmen, könntest du zum Beispiel meinen letzten oder vorletzten Post lesen. Dann berechne 10 Minuten zum Anfangen, 10 Minuten zum Aufhören und 10 Minuten oder länger zum Malen. Und falls es dir hilft, denke daran: Du bist nicht alleine! Hier im Atelier malen sieben Frauen zusammen mit dir – jede auf ihrem eigenen Weg.

Zum Abschluss noch ein Auszug aus einer Mail, die ich vor kurzem als Reaktion auf diesen Blog erhielt. Sie stammt von Michaela, die jetzt hier auch im Kurs dabei ist. Danke, Michaela!

„Liebe Paro,
gestern Abend habe ich mich „nur“ für einige Minuten verbunden. Doch diese wenigen Minuten genügten, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Ich spürte lauschend – und einzelne Regentropfen, die auf dem äußeren Fensterbrett landeten, gaben so ein heimeliges und doch unbeschreibliches Geräusch her, dass ich den Gedanken hatte: wenn ich die jetzt malte! Dann könnte ich den Ton ‚beschreiben‘, was ich mit Worten nicht könnte.  Und ich hatte den Impuls, das Gehörte direkt umzusetzen in Farbe…“

Aufhören und anfangen

AUFHÖREN:
Heute muss ich das Bild, an dem ich die letzten Wochen gemalt habe, abhängen und zur Seite tun. Das Atelier wird gebraucht, heute Abend beginnt ein Kurs.

Das Bild kommt solange mein Schlafzimmer und abends, vor dem Einschlafen, kann ich es betrachten. Die letzten Pünktchen, Farben und Zeichen auf dem Bild haben nicht sehr viel verändert – jedenfalls äußerlich nicht („Was“, sagt der Affe auf meiner Schulter, „daran hast du wochenlang gemalt? Das ist doch nix!“). Was währenddessen in mir passiert ist, kann oder will er nicht sehen. Muss er auch nicht. Hauptsache, ich spüre es.

 

 

 

 

Und wenn ich jetzt für ein paar Tage aufhöre, ist es mit dem Gefühl, mir durch das Malen sehr tief begegnet zu sein – und ich freue mich schon auf weitere Begegnungen.
Das ist eine der besten Arten, aufzuhören: Mit großer Vorfreude auf die nächste Malsitzung.

UND ANFANGEN:
Und wenn heute Abend der Kurs anfängt, kann die kreative Energie im Raum weiterwirken…

Die folgende Mail von einer Gruppenteilnehmerin beleuchtet, was mit dem Anfangen und Aufhören alles passieren kann. Danke, Ottilie!

„Herzlichen Dank für die Fotos, ein klein wenig wurde die Atmoshäre des Wochenendes eingefangen.
Danke, es war intensiv und nährend. Wieder einen Schritt weiter auf meinem Weg zu mir…
Habe zuhause gleich weiter gemalt,war noch total in der Gruppenernergie.
Ich hab mich entschieden für Kreise, Dreiecke, Punkte, Wellen, Quadrate, Rechtecke…
Wollte damit wegkommen, dass es ein Bild werden muss.
Es war mir wichtig, gaaaaanz langsam, behutsam, sanft, achtsam, den Pinsel über das Blatt zu führen.
Stopp!
Welche Farbe? Welche Form? Wohin setzen?
Während des Malens erfreute sich meine Seele an dem Farben- und Formenspiel.
Ich spielte drei Tage, schon morgens zog es mich noch im Schlafanzug zu meinem kleinen Maltisch am Fenster.
Jetzt stehen in meinem „Malbüchlein“ diese Sätze: ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen Innen und Außen, meine Seele ist mit dem Bild eine Partnerschaft eingegangen, sie wurde eins damit.
Es gibt kein Falsch und Richtig. Ich hab nicht mehr gefragt, ist es mein Kopf, das Bild, meine Seele…
Ich hab den Pinsel in die Farben getaucht, über das Papier gleiten lassen und hab mich mitnehmen lassen, auf eine kleine Reise, zu mir.“

Anfangen und aufhören

Wenn es nicht so spannend wäre, könnte ich manchmal verzweifeln:
Ein Kurs geht zu Ende. Alle sind müde, aber begeistert, und alle wollen zuhause weitermalen.
Aber aus Erfahrung weiß ich, wie schwer sich die meisten damit tun werden, den ersten Schritt zu tun und anzufangen.
Das ist ein ständig neues Rätsel: Wie können wir uns selber am Schlafittchen packen und einfach mal ein bisschen malen?

Hier ein neuer Tipp zum Ausprobieren:

Je länger unsere Malsitzungen dauern, desto größer wird die Chance, dass sich der Kopf einschaltet und wir uns selbst zu zensieren beginnen. Eigentlich wird es dann erst wirklich spannend – aber nicht immer haben wir die Energie, die Klarheit oder den Willen, unseren inneren Monstern zu begegnen und sie im Schattenboxen zu besiegen. Und viele scheuen sich, mit dem Malen zu beginnen, weil sie sich vor solchen inneren Konflikten fürchten.

Deshalb mein Tipp:  Male beim nächsten Mal nur 10 Minuten lang!
Aber nimm dir auch 10 Minuten zur Vorbereitung: Meditiere ein wenig, wenn dir das etwas bringt, mache eine Atemübung, einen Körperscan, mache Kontakt mit deinen Gefühlen. Nimm dir die Zeit, wirklich anzukommen. Richte deinen Platz in Ruhe her, wähle eine neue Farbe aus – eine, die dich ganz besonders anzieht – mische sie in Ruhe an, so dass ihr Zeit habt euch anzufreunden, du und die Farbe.

Stelle dir für die eigentliche Malsitzung einen Wecker. Höre in 10 Minuten wieder auf.
Sei streng mit dir. Male wirklich nicht länger als 10 Minuten, auch wenn du noch Lust hast, weiterzumachen.

Dann nimm dir ebenfalls 10 Minuten, um in Ruhe aufzuhören: Setze dich ein Weilchen vor dein Bild, schließe die Augen, und spüre, wie du dich fühlst.
Spüre die Lebendigkeit im Körper, die Freude, die vielleicht geweckt wurde, die gesteigerte Wachheit, die beim Malen so oft entsteht. Spüre das alles, und merke es dir. So, dass sich dein Körper daran erinnert.
Dann schreibe auf, wie es dir ergangen ist. Würdige deine Erfahrungen!

Wenn du aufgeräumt hast, nimm dir deinen Terminkalender und trage gleich die nächste halbe Stunde ein, die du dir für das Malen reservierst. Ich denke, zweimal die Woche eine halbe Stunde ist nicht zu viel.
Es ist auch nicht zu wenig, denn du wirst merken, dass in diesen kleinen Sitzungen sehr viel Gutes passiert.

Beim nächsten Mal achte wieder darauf, dir Zeit für den Anfang und für das Ende zu nehmen – und wirklich nur 10 Minuten zu malen. Mache diese Übung einen Monat lang mindestens einmal die Woche. Und schau, was passiert – beim Malen und in deinem Leben!

(Es könnte sein, dass du bald Lust auf längere Malsitzungen bekommst)