Archives for März 2019

Kreisen um eine Mitte

In dem kleinen, naturnahen Dorf im Alpenvorland, in dem ich lebe, fehlt es mir meistens an nichts.
Eine gemütliche Wohnung, ein einladendes Atelier und darum herum die grenzenlos lebendige und stille, sich ständige wandelnde Natur. Dazu so viele freundliche Menschen – und jetzt sogar ein wirklich nettes Café, in dem ich regelmäßig aufkreuze. Auch um zu schreiben und meine Zeichenübungen zu machen. Hier ein Ausschnitt aus einer Übung:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da sitze ich dann an einem kleinen Cafétisch, wahlweise mit einem Earl Grey-Tee oder einem Milchkaffee, hole mein iPad heraus und lege los.

Alleine die Menschen zu betrachten und mit Sekundenskizzen einzufangen ist eine spannende Übung:
Plötzlich fühle ich mich wieder exakt wie die junge Paro (damals Tina), die es liebte unterwegs zu sein, oft per Anhalter, und die immer einen kleinen Skizzenblock und Stifte dabeihatte.

Ich spüre wieder ihre Träume, ihre grenzenlose Neugier auf das Leben, ihre Begeisterung und ihre jugendliche Ahnunglosigkeit. Wenn sie hier jetzt auftauchen und sich mit ihrem kleinen Block an den Nebentisch setzen würde, dann würde ich sie so sehr lieben, wie ich mich damals selbst noch nicht lieben konnte…
Solche Momente sind große Geschenke, sie bringen viele Energien und Erkenntnisse in Bewegung. Sie nähren mich und fördern meine kreativen Prozesse, die wiederum in meine Kurse einfließen.
Was will ich also mehr?

Nun, manchmal fehlt mir – der einstigen passionierten Einzelgängerin – mein Rudel aus Gleichgesinnten, meine Sangha: Menschen, die auf einem ähnlichen Weg sind, die mich anregen, spiegeln und zum Höchsten, Besten, Wahrsten herausfordern, das sich in mir entfalten will.

 

Kreisen um eine Mitte

Zum Glück gibt es das Internet – diesen magischen Zugang zu all den kreativen und spirituellen Schwestern und Brüdern, meinen LehrerInnen und Vorbildern, zu Kursen, Übungen, Meditationen, Filmen … und dort stieß ich vor Kurzem auf diesen kleinen Film über den japanischen Künstler Kazuaki Tanahashi, der mich noch lange beschäftigte:

Natürlich begann ich auch sofort wieder Kreise zu malen (wie ich es früher stundenlang konnte). Wenn der Anspruch wegfällt, großartige, womöglich sogar erleuchtete Kunst zu machen, ist das eine der schönsten Übungen!

Ich male also jetzt viele, viele Kreise – mit dem iPad, mit verschiedenen Stiften, mit Pinsel und Farbe. Und dabei fällt mir auf, dass die Kreise von mir fordern, erstmal tief durchzuatmen, mich aufrecht hinzusetzen, die Schultern, Arme und Hände zu entspannnen und die Augen weich werden zu lassen. Schön! Das tut so gut! Übergehe ich diesen Schritt, verstärken sich meinen inneren Spannungen.

Ihr merkt, das wird jetzt eine Anregung zum Ausprobieren und Üben: Falls euch meine Erlebnisse inspirieren (ihr braucht ja auch Inspirationen, genau wie ich), schaut euch den Film an! Und vielleicht bekommt ihr sogar Lust, ebenfalls auf der Stelle zu kreisen, mit Farbe, Pinsel, Stiften, und dem kostbaren Moment in der Gegenwart (und euch selbst) auf kreative, liebevolle Weise näher zu kommen.

 

… und zwischendurch mal ein 5-Minuten-Mandala 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

… und noch eins!

 

 

 

 

 

 

 

 


Vor dem Malen oder Schreiben

Das Mal-Kreisen ist übrigens auch eine wunderbare Übung, um vor einer Mal- oder Schreibsitzung umzuschalten in der Kreativmodus. Früher habe ich oft meine Kurse so begonnen: Beim Kreisen mit ein, zwei oder drei Farben kommen wir langsam in der Gegenwart an und im einfachen, entspannten Tun.

Das kann zuerst langweilig scheinen, man wird unwirsch, will etwas anderes, „anspruchsvolleres“ tun, andere Formen probieren, mehr Farben verwenden – lauter Versuche, dem Einkreisen dieser… und dieser… Gegenwart zu entrinnen und die Begegnung mit der eigenen Ungeduld zu vermeiden.
Was tun? Einfach weitermachen! Eine Viertelstunde sollte es schon sein, idealerweise länger. Ich kannte vor Jahren eine Frau, die sogar Tageskurse mit dieser einzigen Übung anbot: „Malen und Meditation“. Sie muss das sehr gut gemacht haben, denn alle TeilnehmerInnen waren zum Schluss aufs Schönste verwandelt: Hell, leicht, offen und unglaublich albern!

 

Probiert es aus!
– 5 Minuten kurz,
– 15 Minuten lang oder noch viel länger,
– mit offenen – und (ganz besonders spannend) mit geschlossenen Augen !

– Vor dem Malen,
– Vor dem Schreiben,
– Vor dem Schlafengehen
– und morgens, zum Ankommen in der eigenen  MITTE