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Mut zur Kreativität

Schon seit längerem will ich endlich mal wieder einen Blogbeitrag schreiben, habe auch schon mehrfach begonnen – und dann immer wieder alles geändert. Es fühlte sich nicht stimmig an, etwas Weises und bestimmt auch sehr Wahres über Kreativität zu schreiben, ohne auf die derzeitigen Ereignisse in der Welt einzugehen.

Statt in die Sonne zu gehen, saß ich also am Computer, suchte nach stimmigen Worten und Formulierungen, und hatte schon ganz entzündete Augen von so viel Bildschirm. Der Prozess erinnert mich daran, was der Maler und Bildhauer Michelangelo einst über seine Arbeit an der berühmten Skulptur des David gesagt haben soll: Der David sei in dem unbehauenen Steinblock schon vorhanden gewesen, und seine, Michelangelos Aufgabe sei es nur gewesen, ihn einfach nach und nach, Splitter für Splitter freizulegen und so zu entdecken. Und ich beobachtete, wie ich bei diesem Ringen um Wahrhaftigkeit immer näher an das herankam, was ich wirklich zu sagen hatte – aber noch nicht im Detail gewusst hatte.

Nach mehreren Tagen des Hämmerns und Meißelns stieß ich sdann auch wirklich auf meinen eigenen, verborgenen David: Ich konnte plötzlich sehen, dass die Invasion der Ukraine – neben vielen anderen Dingen, über die ich hier nicht reden will – eine wichtige Metapher über das Leben, Kreativität, Kontrolle und Vertrauen enthält.
Und die möchte ich jetzt mit euch teilen.

 

Zuerst ein Auszug aus meinem ersten Buch über das Intuitive Malen, „Kreativität – die Kunst, im Fluss zu sein“:

Am Anfang allen Lebens stand, so erzählt uns die Bibel, ein schöpferischer Akt,
in dem Gott in sechs Tagen die Welt, die 10.000 Dinge, mich, dich und alles, was wir kennen quasi aus dem Nichts erschuf.
Am siebten Tage aber ruhte er: die Welt war fertig.
Feierabend. Schöpfungsakt beendet!
Doch stopp! Ist nicht alles in ständiger Bewegung und Veränderung?
Wird die Welt nicht in jedem Augenblick weiter erschaffen und geformt?
Aus Samen wachsen Blumen und riesige Bäume, Sterne entstehen und verglühen,
Menschen und Tiere werden geboren und sterben.
Eine geheimnisvolle Kraft scheint am Werk zu sein,
die unermüdlich Milliarden von Formen erschafft, die wir als die Welt wahrnehmen.
… und …
An der Basis dieser so fest erscheinenden Welt
finden wir eine geheimnisvolle schöpferische Kraft,
ständige Bewegung, Entstehen, Vergehen
und gleichzeitig vollkommene Stille.

Mit dieser schöpferischen Kraft haben wir es in der Kreativität zu tun, sie informiert, inspiriert und belebt uns – wenn wir uns ihr anvertrauen. Das heißt, wenn wir uns für sie öffnen, sie empfangen, uns trauen mit ihr zu fließen. Wenn wir lernen, Leere und Nichtwissen zu ertragen und sogar zu lieben.

Das wäre eigentlich ganz leicht:
Die ganze Welt befindet sich, wenn wir genau hinschauen, in einem fortlaufenden Prozess der schöpferischen Transformation. Sie ist beseelt von dieser schöpferischen Kraft – und im Kern unsere Wesens sind auch wir diese Kraft. Sie ist unsere Essenz und gleichzeitig unsere Verbindung zum Ganzen, zu Allem. Es sollte also das Leichteste auf der Welt sein, uns dieser Kraft anzuvertrauen.

Aber es ist auch ziemlich schwer:
Alles wandelt sich, auch wir. Und nicht immer sind wir mit diesem ständigen Wandel einverstanden. Er entzieht sich unserem Einfluss und kann uns auch bedrohen: Jemand liebt uns – und dann nicht mehr. Wir werden alt und müssen irgendwann sterben. Unwetter und lang andauernde Dürrephasen bedrohen uns, Viren bedrohen unsere Gesundheit – und dann sind da noch die anderen Menschen…

Und so legen wir uns mit den Jahren einen Sicherheitspanzer zu und versuchen mehr oder weniger offensichtlich das Leben zu kontrollieren.
In der Kreativität steht uns das ganz massiv im Wege.

In der Kreativität bewegen wir uns – wie im ganzen Leben – stets auf einer Achse zwischen Kontrolle und Vertrauen, Starre und Lebendigkeit.

Auf der Seite der Lebendigkeit sitzt unser inneres Kind, das mit einem riesigen Vertrauensvorschuss in die Welt gekommen und noch eine ganze Weile eng mit der schöpferischen Quelle verbunden ist, aus der es kommt.
Dieses Kind steht für unsere natürliche Fähigkeit, nicht-wissend ins Unbekannte zu gehen, jeden Moment etwas Neues zu lernen, die Dinge immer tiefer zu erforschen, frei und offen unseren Ausdrucksimpulsen zu folgen, beim Spielen, beim Malen, im Kontakt mit anderen, beim Entdecken der Welt. Die vielfältigen Entwicklungen, die wir als Kind in kürzester Zeit durchmachen müssen, um zu überleben und uns in der Menschenwelt zu behaupten, sind ohne diese Fähigkeiten nicht denkbar. Auch Eigenschaften wie Freude, Abenteuerlust, Liebesfähigkeit, Mut und Offenheit beruhen auf ihnen.
Bei den meisten verblassen sie irgendwann etwas, werden durch mehr oder weniger Kontrolle ersetzt – aber sie gehen uns nie verloren, auch nicht, wenn wir 76 Jahre alt werden und viele Jahre lang gelernt haben, unseren Ausdruck zu zügeln, uns ständig selbst zu beurteilen, uns den Erwartungen irgendwelcher realer oder imaginierter Autoritäten zu beugen.

Wenn wir unserem Ausdruck etwas aufzwingen (weil wir uns sicherer damit fühlen, weil wir es so gelernt haben, weil jemand anders es für richtig hält, weil unser innerer Kritiker uns dazu drängt, weil es „mehr wie Kunst“ aussieht und vieles mehr), dann bewegen wir uns auf der Achse immer mehr zur Kontrollseite. Und dort sitzen wir dann in unserer Zwangsjacke und wundern uns, dass die Freude am Ausdruck verloren geht: Kreativität lässt sich nicht kontrollieren, und wenn wir es trotzdem versuchen, verdrückt sie sich durch die Hintertür, um draußen mit dem Wind zu tanzen.

 

Zurück zur Politik, zu Vladimir Putin und seinen augenscheinlichen Drang, alles um sich herum zu kontrollieren: Die Machtgefüge der westliche Kultur basieren zu großen Teilen auf diesem Drang. „Ich will lieber dich kontrollieren, damit du nicht mich kontrollierst.“
Aber kennen wir diesen Impuls nicht auch? Mehr oder weniger?
Er ist tief in uns verankert – und wie wir zur Zeit in der Politik sehen können, führt der Versuch eines Menschen, totale Kontrolle auszuüben und den Dingen seine eigene „Ordnung“ aufzudrücken, früher oder später zum Bedürfnis nach immer mehr Kontrolle und schließlich zu Destruktivität und Vernichtung.

Wo so große Kontrolle herrscht, ist kein Raum mehr für Kreativität.

 

Ich denke nicht, dass diejenigen Politiker, die mich gerade so frustrieren, Interesse an dieser Sicht haben.
Schade, wir könnten ihnen andere, neue und lebendigere Wege zeigen… das Angebot steht!
Doch inzwischen haben wir Besseres zu tun als uns über ihre Uneinsichtigkeit zu ärgern.

Die kreative Kraft steht jederzeit zur Verfügung und es liegt an uns, den Kontrollbereich in unserem Leben ein wenig (und dann etwas mehr) zu verlassen und ein paar bunte Zeichen zu setzen. Und sehen, wohin uns das führt.
Wir weichen von den uns bekannten Pfaden ab und vertrauen wie Michelangelo darauf, dass sich mit jedem Schritt, jeder Farbe, jedem Ausdruck ein uns noch unbekanntes, stimmiges Ganzes enthüllt.
Um uns dem kreativen Pol der oben beschriebenen Achse wieder anzunähern, reicht es nicht zu denken, zu lesen, darüber zu reden.
Kreativität erleben wir, wenn wir uns trauen ihre lebendige, aufweckende, magische Kraft wieder am eigenen Leib zu spüren. Wir werden daran erinnert, wer wir einst waren – und eigentlich immer noch sind.

 

Unser Medium dafür ist das Intuitive Malen, bei dem wir üben, auf die schöpferischen Impulse zu lauschen, ihnen mutig zu folgen und das Kind, das wir einst waren, wieder in unser Leben einzuladen.

Und jeder, der sich ein paar Schritte von der Kontrollseite der Achse entfernt und auf die Kreativitätseite zugeht, verändert das dynamische Gleichgewicht zwischen den Polen. In sich selbst. In der Welt. Lasst es uns wagen!

 

Die Lage ist heikel.
Der Widerstand, alte Systeme zu verlassen, ist groß.
Fangt bei euch selber an.
– aus einem Rundbrief der Astrologin Kirsten Hanser

 

 

Neuer Jahrerskurs

Im September 2022 beginnt eine neuer Jahreskurs zur Entdeckung und Befreiung der schöpferischen Kraft in uns.

Wir begeben uns auf eine magische Abenteuerreise der Entdeckung und unser Medium ist das Intuitive Malen.

Flyer laden:Jahreskurs 2022-2023