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… Schritt für Schritt ins Unbekannte

Das Neue Jahr steht vor der Tür und dient – wie eine weiße Leinwand oder ein leeres Blatt Papier – als Projektionsfläche für unsere Pläne, Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste. Was für ein Jahr soll es werden?

Die ganze letzte Woche beschäftigte mich der Spruch von unserer Inspirationskarte:
„Gehe einfach einen Schritt nach dem anderen, direkt ins Unbekannte.“
Er kam mir vor wie ein Koan – einer dieser Sätze oder Geschichten, die wir mit unserem Denken nicht wirklich erfassen können. Und die uns, wenn wir uns auf sie einlassen, tage-, ja wochenlang beschäftigen können wie ein Stein im Schuh, wie ein Knoten im Gehirn, der sich irgendwann löst und eine neue Perspektive freigibt.

Wie man einen Koan löst? Nun, ich kann euch nur – in verkürzter Form – gerne erzählen, wie ich es dieses Mal versucht habe:

Erstens:
Ich gestehe mir ein, dass ich nicht wirklich Bescheid weiß.
Ich weiß zum Beispiel nicht genau, was das Unbekannte eigentlich ist. Wo soll ich da hineingehen?
Was taucht auf, wenn ich die Worte „ins Unbekannte“ sage? Ein vages inneres Bild von einem dunklen, wahrscheinlich endlosen Raum, in dem sich alles mögliche (Gefährliche) herumtreiben könnte.
Will ich da freiwillig hineingehen? Nein, nicht wirklich. Ich will lieber hier im Hellen bleiben, wo ich mich auskenne.

Zweitens:
Weitere Fragen tauchen auf, wie: Aber kenne ich mich hier im Hellen wirklich aus?
Wenn ich ehrlich bin: Nein, nicht wirklich.
Ich tue nur aus alter Gewohnheit so, als sei alles festgelegt und würde sich nie ändern. Als sei mein Bild von der Welt die Welt selbst.
Es ist aber nur eine Vorstellung, eine von mir entworfene und aufrecht erhaltene Fantasie.

Drittens:
Das AHA-Erlebnis.
Dann ist ja meine Vorstellung vom Unbekannten auch nur eine (überdies ziemlich vage) Vorstellung.
Nur ein altes Bild, von alten Ängsten gemalt. AHA!

Viertens:
Und eine weitere Erkenntnis taucht auf: Wenn das gefürchtete Unbekannte eintrat, war es nie, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war immer lebendiger, erstaunlicher und neuer.
Kreativer.
Und wenn ich JA zum Leben sagen konnte – zu dem, was erschien – dann war es letzten Endes stets auf unerwartete, erstaunliche Weise liebevoll. Merkwürdig, oder?
Und ich durfte einfach Schritt für Schritt vorangehen und mich überraschen lassen.

Zum Schluss eine Frage an mich selbst und uns alle:
Wie wäre es, das Neue Jahr,
das Leben,
jedes Bild, das wir malen,
Schritt für Schritt anzugehen – mit der Gewissheit,
dass jeder Schritt das Unbekannte transformieren
und zu etwas Vertrautem machen wird.

 

Und wie löst ihr eure unlösbaren Rätsel?
Ich lasse mich gerne inspirieren!