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Ideen, Pläne und Kreative Manifestation

Mein letzter Blogbeitrag endete so:
Und jetzt, wo ich wieder im Fluss bin, weiß ich auch, worüber ich nächstes Mal schreiben will: Über Absichten und Entscheidungen auf dem kreativen Weg.
Also kommt heute etwas über Absichten in der Kreativität, zum Beispiel die Absicht, zu einem bestimmten Thema einen Blog zu schreiben.
Das normalste auf der Welt.

Aber wenn man es genauer betrachtet, offenbart sich ein Paradox: Da habe ich die Absicht, das Ziel, den Plan, ein vorgestelltes Ergebnis in einer vorgestellten Zukunft zu verwirklichen – und will bei der Durchführung von meiner lebendigen Kreativität beseelt und informiert werden, die nur in der Gegenwart gedeiht. Soll ja schließlich ein kreativer Text werden!

 

Dazu eine Geschichte: Als ich jung war, wollte ich Künstlerin sein und hatte viele künstlerische Pläne. Ich wollte Bilder malen, wollte Bücher schreiben, wollte das tun, was Künstler anscheinend so taten: gelungene Werke fabrizieren, an denen sich andere freuten. Und ich selbst natürlich auch.

Dass mir das erst mal nicht ganz so gut gelang, habe ich oft genug erzählt.
Erst, als ich verstanden und erlebt hatte, dass wir uns beim kreativen Tun nicht auf die wunderbaren Pläne, Ideen und Vorstellungen verlassen können, sondern lernen müssen, alle Pläne loszulassen und uns für den gegenwärtigen Moment zu öffnen, in dem die Gaben der Schöpfung in Form von lebendigen Impulsen empfangen und ausgedrückt werden, änderte sich alles.

Plötzlich malte ich jeden Tag, schrieb irgendwann ein Buch, dann noch eins, fing an Kurse zu geben und Artikel zu veröffentlichen, startete später auch diesen Blog.

Ja, ich weiß, es ist wirklich paradox: Als ich endlich lernte, beim kreativen Tun alle schönen Pläne loszulassen und einfach im Jetzt zu spielen wie ein Kind, gelangen mir auch langfristigere Projekte. Erst dann konnte ich auch meine schönen Pläne und Ideen umsetzen. Wie konnte das sein?
Oder zurück zum anfänglichen Thema dieses Blogs: Wie können wir Pläne verwirklichen und Ideen umsetzen, ohne dabei unsere lebendige, gegenwärtige Kreativität zu verlieren? Geht das denn zusammen?

 

Der amerikanische Maler Robert Rauschenberg sagte kurz vor seinem Tod in einem Interview: „Ich hasse Ideen! Immer, wenn ich eine Idee habe, gehe ich runter an den Strand und jogge eine Runde, bis sie verschwunden ist. Und dann gehe ich in mein Atelier und male.“

Das ist schon mal eine Antwort: Wir brauchen Tricks und Strategien, um einengende Ideen und Vorstellungen zu durchbrechen und immer wieder in die kreative Freiheit zurückzufinden! Sehe ich genauso. Mit Tricks und Strategien überlisten wir bei der Arbeit an kreativen Projekten und Werken die Tendenz unseres Kopfes, uns mit seinen festen Vorstellungen, Ideen und Plänen  in die Enge zu treiben – eine Enge, die einer Zwangsjacke gleicht, und in der jeder schöpferische Fluss versiegt.

Also einfach joggen gehen, wenn es mal nicht fließt?
Für Robert Rauschenberg war das der richtige Weg. Für mich ist es das nicht. Joggen? Wie furchtbar!
Nein, ich brauche andere Herangehensweisen, um wieder in Fluss zu kommen – letztes Mal hatte ich ja schon darüber geschrieben.
Auf dem kreativen Weg braucht jede/r die für sie oder ihn passenden Mittel und Wege, um in das schöpferische Zauberland eingelassen zu werden. Sie alle ermöglichen auf ihre Weise den radikalen Schritt in die Gegenwart, in das tiefere Jetzt, den Ort, an dem unsere Kreativität gedeiht…

Also auf gut deutsch: Wir entscheiden uns – mithilfe der Fähigkeit des Kopfes, Pläne zu machen und sich zukünftige Ergebnisse vorzustellen – ein Buch zu schreiben, eine Bilderserie zu malen oder eine Lebensvision auf kreative Weise umzusetzen. Dann begeben wir uns auf trickreiche Weise in das Zauberland der Kreativität in der Gegenwart. Und dort verlassen wir uns auf so unsichere und windige Fähigkeiten wie Nicht-Wissen, Spielen, Sein-im-Jetzt, um das geplante Werk umzusetzen.

Kein Wunder, dass so viele daran scheitern! Aber das ist anscheinend der Weg… und damit höre ich für heute auf, gehe im ersten frisch gefallenen Schnee spazieren und kaufe mir nachher in dem kleinen Basar, der regelmäßig in der Vorweihnachtszeit von zwei Uffinger Künstlerinnen veranstaltet wird, einen Stapel Postkarten.

In ein paar Tagen geht‘s hier weiter (solange das Thema noch frisch ist, sonst brauche ich zu lange, um wieder reinzukommen!)