Archives for September 2012

Malen oder nicht malen

Heute Abend eine Verabredung zum Malen mit ein paar Freundinnen: Eine von ihnen malt in Berlin, eine in Stuttgart und ich in Uffing. Falls ich male. Eine Übersetzung muss dringend abgeschlossen werden, ein Artikel soll Sonntag im Verlag vorliegen, mein Buch wartet auf meine inspirierten Worte.
Also malen?
Okay: Licht an im Atelier, das halb fertige Blatt hängt noch an der Wand. Jetzt Wasser holen, Farben auf die Palette, Pinsel dazu, Schürze umbinden, Atem holen,
und eine Stimme sagt: Sollten wir nicht lieber schnell die Übersetzung fertig machen? Macht auch Spaß, und außerdem gibt’s Geld dafür.
Hingerissen. Hergerissen. Na gut, dann malen wir eben. Wenigstens eine Stunde…
…und dann: Wolken!
Wolken malen, Wolken spüren, Wolken sein, in Wolken ertrinken. WOLKEN. Ein Wolkenbild. Eine Wolkenfarm. Eine Wolkenerforschung. Ein Wolkentraum. Mein Wolkentraum… Man muss dem Malen immer nur erlauben, dass es einen wieder packt…

Strom machen

Manchmal hadere ich mit der Tatsache, dass ich kein eigenes Haus habe (und auch keinen umweltbewussten Vermieter): Wie gerne hätte ich diese Solarmodule auf dem Dach – und heißes Wasser und Strom auch ohne EON.

Nun, was im Großen nicht geht, muss halt im Kleinen beginnen! Darf ich vorstellen?

Hier auf dem Balkon liegt mein neues Solarmodul, dem ich den schönen Namen Solaris verpasst habe, und macht Ladestrom für mein iPad und andere kleine Geräte…

(Es ist viel kleiner, als es auf dem Foto aussieht)

Nun bin ich, sobald die Sonne rauskommt, auf der Suche nach dem hellsten Platz, denn der ist für Solaris reserviert.

unter www.changers.com gibt’s alle Infos. Bestimmt eine tolle Sache, obwohl ich noch rausfinden muss, wie gut es letztlich funktioniert…

Stardust

Auf dem Weg zur Post denke ich, nachher werde ich mal wieder was in meinem Blog posten. Und was beschäftigt mich? Zugvögel, die ihre Zelte abbrechen und sich auf den Bäumen rund um meinen Garten zur Südreise treffen. Das hat was mit mir zu tun.
Aber nein – Zelte abbrechen will ich noch nicht, nur verkleinern. Nach vielen Jahren Schulaufbau, Vergrößerung, Erweiterung ist seit einer Weile die Zeit für Verkleinerung, Verfeinerung, Verringerung gekommen. Andere gehen in Rente – ich bin dabei, mein Outfit langsam wieder schrumpfen zu lassen. Weniger Kurse (die aber immer mehr leuchten), weniger Ausgaben, weniger Einnahmen, mehr Muße. Das ist so gegen den allgemeinen Trend in dieser Welt, dass ich manchmal ganz hilflos bin. Sobald ich auf automatisch schalte, drängt mich alles in die Expansion.

Bei der Post angekommen werfe ich die Karte an Unicef ein, Weihnachtspostkarten bestellen. Da kommt plötzlich der 2012-Gedanke daher und verunsichert mich: Weihnachten ist vielleicht nichts und niemand mehr da.

Ab und zu will mich dieser Gedanke testen, denke ich, und gehe hinauf zum Feldweg, wo man den schönen Blick über das Dorf hat. Links der Straße sehe ich die Kürbisse, die ein Bauer auf seinem Hofplatz zum Verkauf anbietet. Halloween, denke ich und sehe herbstliche Feste, schmecke Maroni, freue mich auf Freunde, Innigkeit, Wärme. Und wenn alles vorbeigeht – und es geht ja irgendwann alles vorbei – habe ich da früher nicht immer gesagt: Dann erst recht? Diesen Augenblick feiern? Jetzt umso mehr da sein?

Da packt mich plötzlich das Jetzt mit Macht und ich sehe voller Liebe zwei alte Leute, die ihren Balkon aufräumen, einen Mann, der die Holzbretter seiner Garage mit Lack anstreicht, diesen Pinselstrich, die Farben, diesen Moment… und komme näher und höre, dass auf dem kleinen Transistorradio, das an der Garage hängt, gerade der alte Crosby Stills and Nash-Klassiker spielt (oder war das Joni Mitchell?): „We are Stardust / We are Golden / And we’ve got to get Ourselves / Back to the Garden…“ Und ich alter Hippie beginne mitzusingen und spüre den Sternenstaub in mir, den Stardust. Golden. Ein Geheimnis.
Unter mir das Dorf und ich genieße das Gefühl, mal wieder gar nichts zu wissen und auch gar nichts wissen zu müssen…