Archives for Mai 2015

Reine Entspannung…

Heute: Eine Botschaft aus dem hohen Norden, wo ich ein paar Tage Urlaub mache. Wind, Wolken, wild fliegende Schwalben, viel Latte Macchiato.

Die Nächte sind heller hier und ich sitze um 3:30 wach im Bett und blicke auf die stillen Felder, die sich draußen vor der Fensterwand abgelegt haben. Sie machen mir vor, wie man zur Ruhe kommt und ich lasse mich gerne belehren.

Das Atelier mit den großen Papierformaten ist fern, und ich entdecke wieder die vielen Ebenen und Möglichkeiten des kleinen Malblocks, des Aquarellkastens, des Minipinsels.

Urlaub heißt ja auch, den gewohnten Rahmen sprengen oder sanft erweitern… Alle Vorstellungen über das Leben, das Malen, meine Kurse werden weich an den Rändern und erlauben neue Impulse. Und ich weiß wieder, wozu Urlaub gut ist: Die üblichen 4 Wände verlassen, Weite zulassen, sich verloren fühlen und – wenn der Widerstand schmilzt und die Bedingungen günstig sind – neu entdecken:

Treibend in den Tiefen des Meeres, fliegend über dunkle, frisch gepflügte Nachtfelder, helle Momente sammelnd und wieder loslassend wie ein Kind, das Muscheln aus der Luft pflückt und an sein Ohr hält und alle Weltmeere rauschen hört, und dann mit großem Genuss sein Erdbeereis mit Sahne und Schokostreuseln verputzt…

Ich würde mich freuen, wenn euch diese aus dem leeren Kopf gepflückten Worte etwas Ferienstimmung bringen – und melde mich nächste Woche wieder aus dem Atelier, erholt, gestärkt und inspiriert…

 

Schönes, drachenfreies Pfingstfest!

Trio Infernale – die drei Drachen in Aktion

Zum Abschluss des Drachenthemas habe ich sie noch einmal alle drei eingeladen,  den Bedeutungs-, den Kontroll-, und den Ergebnisdrachen. Sie fanden das befremdlich, um es mal mild auszudrücken.
Normalerweise werden sie nie eingeladen.

3dragSie sind  zu Recht nicht erwünscht und müssen sich deshalb bei uns einschleichen, aufdrängen, einmischen.

Meistens schlagen sie dann aus dem Hinterhalt zu, verbergen sich im Unterbewussten oder verkleiden sich als hilfreiche Geister.

Und mit ihren Einflüsterungen können sie uns jede Freude vergällen – und sie in Druck und Anspannung verwandeln.

Das ist nicht schön.
Doch am Druck und an der Anspannung können wir auch erkennen, dass sie gerade am Werk sind!
So, wie eine Erkältung mit Schnupfen und eine Migräne mit Kopfweh einhergeht, sind die Drachen meistens von einem (oder allen) der folgenden Symptome begleitet:  Enge, Anspannung, Verwirrung, Scham, Unsicherheit, Hektik, Druck, Verzagtheit, Selbstzweifel, übersteigerte Selbstkritik.
Mit anderen Worten, wenn wir diese oder ähnliche Symptome bemerken, holen wir unseren Drachen-Peilsender heraus und spüren sie auf. Und da sitzen oder stehen oder wabern sie dann und versuchen uns mit allen Tricks zu überzeugen, dass wir unbedingt auf sie hören sollten.

„Ich will doch nur, dass das Bild (die Aufgabe, der Ausflug, dein Leben) etwas wird. Es soll doch gelingen. Und dafür musst du dich eben anstrengen! Wenn ich dir keinen Druck machen würde, würdest du doch nur faul auf der Couch herumhängen!“, sagt der Kontrolldrache.
„Mein Reden!“, pflichtet der Ergebnisdrache ihm bei, „wenn du dich nicht von Anfang an am Riemen reißt, lieferst du wieder so eine miserable Vorstellung ab. Es wird langsam mal Zeit, dass du Leistungen bringst, auf die ich stolz sein  kann!“
Da kann der Bedeutungsdrache nicht schweigen und gibt seinen Senf dazu. Ihr könnt euch schon selber denken, was er so alles erzählt.

3drag2Während ich das schreibe, sitzen die drei Drachen nebeneinander auf meinem Sofa und werden unruhig.

Sie tuscheln und hüsteln und einer von ihnen schleicht sich gerade auf Zehenspitzen an, legt sein Kinn auf meine Schulter und beginnt in mein Ohr zu flüstern: “Das ist totaler Mist, was du da schreibst“, sagt er, „überhaupt waren deine letzten Blogbeiträge ziemlich suboptimal. Und du wiederholst dich! Meinst du, deine Leser wollen zum x-ten Mal dieselben Geschichten über uns hören?“

Bevor sich ein kleiner Zweifel bei mir einschleicht, höre ich auf zu schreiben, drehe mich um und schaue die Rasselbande an.
„Ey Jungs“, sage ich, „eigentlich wollte ich jetzt Kaffee und Kuchen servieren und die Friedenspfeife rausholen. Es kann doch nicht angehen, dass ihr mir jedes Mal, wenn ich male oder schreibe, Stöcke zwischen die Beine werft. Sogar der Bahnstreik ist seit heute morgen beendet, das müssten wir doch auch schaffen… aber ich sehe schon, es hat keinen Zweck mit euch zu verhandeln.“
„Typisch“, sagen sie im Chor, „erst lädst du uns ein, und dann kümmerst du dich nicht um uns. Das machst du mit deinen Freunden ja genauso. Kein Wunder, dass dich keiner mag!“

Was für eine trickreiche Falle!
Aber diesmal beginne NICHT zu grübeln, ob das vielleicht stimmt (und welche Freunde sie gemeint haben könnten).
Stattdessen muss ich einfach nur lachen.
Ich muss so wahnsinnig lachen, dass ich fast von meinem Schreibtischstuhl falle.
Und was passiert?
Die drei Jungs lösen sich in Luft auf.
Nichts vertreibt sie besser als Humor, Freude, Klarheit und ein gesunder Selbstwert! Und Kaffe und Kuchen genieße ich jetzt alleine, da habe ich eh mehr davon.

In diesem Sinne: Frohes drachenfreies Pfingstfest, schöne Erholung, Entspannung und viele, viele Gründe sich zu freuen!

paro3drag

 

Kreativität ist wie Sex

Mitten in einem Kurs – nicht viel Zeit – nur ein, zwei Gedanken über den Ergebnisdrachen:

Immer, wenn ich male, gibt es ein Ergebnis: Das fertige Bild.
Immer, wenn ich schreibe, gibt es ein Ergebnis: Den fertigen Text.
Immer, wenn ich atme, gibt es ein Ergebnis: Dass ich weiterlebe.

Ergebnisse sind das unvermeidliche Resultat einer jeden Tätigkeit.

Wozu also jetzt ein Ergebnisdrache? Wenn Ergebnisse so selbstverständlich sind, wo liegt dann das Problem?

drache3Ich fülle den Pinsel mit der Farbe, die gerade dran ist.

Der Pinsel berührt die Stelle auf dem Bild, die nach dieser Farbe gerufen hat.

Achtsam übe ich einen leichten Druck aus. Ein Punkt entsteht. Ein roter Punkt, der das gesamte Bild verändert und auf seine kleine, fast unscheinbare Art eine große Aussage machen kann.

Ich atme. Ich spüre die Farbe, ich erlebe den Punkt, ich empfinde seine Aussage – alles ohne Worte, alles in einer magischen Gegenwart.

Und plötzlich ist da eine Stimme, die sagt: „Du weißt ja, dass du dieses Mal nicht soviel Kleinkram auf das Bild machen wolltest. Das soll dieses Mal ein klares, locker gegliedertes Bild werden. Etwas ansprechender, freier. Ich würde sagen, du hörst mal mit diesen kleinen Punkten auf und malst endlich die große braune Fläche, die das Ganze zusammenbringt. Sonst kannst du das Bild besser wegschmeißen und neu anfangen.“

Das ist, wie wenn man Sex hat und gerade völlig in der Begegnung aufgeht – und da sagt der Mann (oder die Frau): „Du, stopp, hör mal! Hör mal! Hörst du mich? Vergiss nicht, wir wollten doch ein Kind machen. Du weißt ja, wenn das ein schönes Kind werden soll, müssen wir es uns jetzt vorstellen! Du musst jetzt mal tief atmen und das Kind vor dir sehen und bewusst darauf hinarbeiten.“
Wie würdest du dich da fühlen?

So wirkt der Ergebnisdrache!