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HÖREN

In der letzten Zeit habe ich mir – angeregt durch meinen letzten Beitrag „Mit allen Sinnen“ – ab und zu eine Übung verordnet: Schon morgens beim Aufwachen entschied ich mich, den vor mir liegenden Tag ganz besonders einem meiner Sinne zu widmen.

Da gab es einen Spür-Tag (den ich mehrfach wiederholte, weil er mir so viel brachte), und einen Hör-Tag, den ich heute zum zweiten Mal feiere.
Beim ersten Mal hatte ich viel Besuch und vergass meine Absicht immer wieder – es war wohl der falsche Tag für eine solche Aufgabe.

Die Welt des Hörens

Aber heute spüre ich, wie ich sofort und mühelos in die Welt des Hörens eintauchen kann. Und wie immer, wenn das automatische Sehen und Denken in den Hintergrund treten, eröffnet sich mir eine andere Ebene der Welt: Ich öffne mich den Klängen, Tönen und Geräuschen, und befinde mich plötzlich in einer Klang-Fühl-Farbenwelt.
Sehe eine Art Teppich mit einer welligen, hellfarbigen Untergrundtönung aus Rauschen, Summen und Streichen, betupft mit farbigen Klang-Klecksen:
Kinderstimmen aus dem Garten nebenan,
ein Auto, das eine dunkelgraue, kurvige Klangspur zieht,
die klackernden, beige-weißen Punkte, die meine Tastatur darüberstreut, während ich hier schreibe.
Hören und inneres Sehen verweben sich, die Zweidimensionalität der Alltagswelt zerbricht und Tiefe, Weite, Dichte enthüllen sich.

Meine kreative Seele lächelt und breitet ihre Arme aus.
Mein Herz summt vor Freude.
Und ich bin plötzlich so viel mehr – mehr Welt, mehr Berührtsein, mehr Tiefe.

Ein Hör-Tag

Probiere es aus – es ist sooo einfach sich das zu schenken..
Wichtig ist nur, dass du nichts Bestimmtes erwartest, sondern bereit bist, das zu empfangen und zu erleben, was in dir auftaucht! Jeder hat seinen eigenen inneren Reichtum, den wir nur wahrnehmen, wenn wir offen für ihn sind.

ALSO:
Erkläre einen ganzen Tag zum Hörtag.
Es muss kein freier Tag sein, du kannst wie ich heute eine Menge zu erledigen haben, das macht nichts.
Alles, was du dir vornimmst, ist, regelmäßig innezuhalten und bewusst dein HÖREN einzuschalten.

Wenn es geht, mache die Augen dabei zu.

Achte auf die Klänge oder Geräusche, die dir als erstes auffallen.
Wie nimmst du sie wahr, wenn du ihnen wirklich deine Aufmerksamkeit schenkst?
Als Farben und Formen (wie ich)? Als Empfindungen? Wellen? Völlig anders?
Kannst du spüren, welche Klänge näher sind und welche weiter entfernt?
Kannst du auch Klänge, die du normalerweise vielleicht als „störend“ empfindest, voller Interesse untersuchen?
Kannst du dir erlauben, diese Übung an diesem Tag immer wieder zu machen?

Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch – du erkundest einfach eine Sinnesebene in deinem Leben (das Hören) und machst deine eigenen Entdeckungen.
Manchmal macht man auch (wie ich oben) die Entdeckung, dass es der falsche Tag ist. Kein Problem. Wiederhole das Spiel einfach an einem anderen Tag. Oder mit einem anderen Sinn.
Ich werde jedenfalls weitermachen und alle meine Sinne auf diese Weise zelebrieren! Und sicher hier darüber berichten.

Und für die praktisch Denkenden: Das Ganze ist sogar „für was gut“

Diese und ähnliche Übungen helfen uns, unsere Sinne bewusst einzuschalten und unser Gegenwartsbewusstsein zu erleben – auf einfachste, spielerischste Weise.
Und warum wollen wir das erleben?
Weil es spannend ist.
Weil es Spaß macht.
Weil es sich gut anfühlt.
Und weil es als Tor zu unserer kreativen Seele dient – vor dem Malen, vor dem Schreiben, während unseres kostbaren, kreativen Lebens.