Anfangen und aufhören

Wenn es nicht so spannend wäre, könnte ich manchmal verzweifeln:
Ein Kurs geht zu Ende. Alle sind müde, aber begeistert, und alle wollen zuhause weitermalen.
Aber aus Erfahrung weiß ich, wie schwer sich die meisten damit tun werden, den ersten Schritt zu tun und anzufangen.
Das ist ein ständig neues Rätsel: Wie können wir uns selber am Schlafittchen packen und einfach mal ein bisschen malen?

Hier ein neuer Tipp zum Ausprobieren:

Je länger unsere Malsitzungen dauern, desto größer wird die Chance, dass sich der Kopf einschaltet und wir uns selbst zu zensieren beginnen. Eigentlich wird es dann erst wirklich spannend – aber nicht immer haben wir die Energie, die Klarheit oder den Willen, unseren inneren Monstern zu begegnen und sie im Schattenboxen zu besiegen. Und viele scheuen sich, mit dem Malen zu beginnen, weil sie sich vor solchen inneren Konflikten fürchten.

Deshalb mein Tipp:  Male beim nächsten Mal nur 10 Minuten lang!
Aber nimm dir auch 10 Minuten zur Vorbereitung: Meditiere ein wenig, wenn dir das etwas bringt, mache eine Atemübung, einen Körperscan, mache Kontakt mit deinen Gefühlen. Nimm dir die Zeit, wirklich anzukommen. Richte deinen Platz in Ruhe her, wähle eine neue Farbe aus – eine, die dich ganz besonders anzieht – mische sie in Ruhe an, so dass ihr Zeit habt euch anzufreunden, du und die Farbe.

Stelle dir für die eigentliche Malsitzung einen Wecker. Höre in 10 Minuten wieder auf.
Sei streng mit dir. Male wirklich nicht länger als 10 Minuten, auch wenn du noch Lust hast, weiterzumachen.

Dann nimm dir ebenfalls 10 Minuten, um in Ruhe aufzuhören: Setze dich ein Weilchen vor dein Bild, schließe die Augen, und spüre, wie du dich fühlst.
Spüre die Lebendigkeit im Körper, die Freude, die vielleicht geweckt wurde, die gesteigerte Wachheit, die beim Malen so oft entsteht. Spüre das alles, und merke es dir. So, dass sich dein Körper daran erinnert.
Dann schreibe auf, wie es dir ergangen ist. Würdige deine Erfahrungen!

Wenn du aufgeräumt hast, nimm dir deinen Terminkalender und trage gleich die nächste halbe Stunde ein, die du dir für das Malen reservierst. Ich denke, zweimal die Woche eine halbe Stunde ist nicht zu viel.
Es ist auch nicht zu wenig, denn du wirst merken, dass in diesen kleinen Sitzungen sehr viel Gutes passiert.

Beim nächsten Mal achte wieder darauf, dir Zeit für den Anfang und für das Ende zu nehmen – und wirklich nur 10 Minuten zu malen. Mache diese Übung einen Monat lang mindestens einmal die Woche. Und schau, was passiert – beim Malen und in deinem Leben!

(Es könnte sein, dass du bald Lust auf längere Malsitzungen bekommst)