Aufhören und anfangen

AUFHÖREN:
Heute muss ich das Bild, an dem ich die letzten Wochen gemalt habe, abhängen und zur Seite tun. Das Atelier wird gebraucht, heute Abend beginnt ein Kurs.

Das Bild kommt solange mein Schlafzimmer und abends, vor dem Einschlafen, kann ich es betrachten. Die letzten Pünktchen, Farben und Zeichen auf dem Bild haben nicht sehr viel verändert – jedenfalls äußerlich nicht („Was“, sagt der Affe auf meiner Schulter, „daran hast du wochenlang gemalt? Das ist doch nix!“). Was währenddessen in mir passiert ist, kann oder will er nicht sehen. Muss er auch nicht. Hauptsache, ich spüre es.

 

 

 

 

Und wenn ich jetzt für ein paar Tage aufhöre, ist es mit dem Gefühl, mir durch das Malen sehr tief begegnet zu sein – und ich freue mich schon auf weitere Begegnungen.
Das ist eine der besten Arten, aufzuhören: Mit großer Vorfreude auf die nächste Malsitzung.

UND ANFANGEN:
Und wenn heute Abend der Kurs anfängt, kann die kreative Energie im Raum weiterwirken…

Die folgende Mail von einer Gruppenteilnehmerin beleuchtet, was mit dem Anfangen und Aufhören alles passieren kann. Danke, Ottilie!

„Herzlichen Dank für die Fotos, ein klein wenig wurde die Atmoshäre des Wochenendes eingefangen.
Danke, es war intensiv und nährend. Wieder einen Schritt weiter auf meinem Weg zu mir…
Habe zuhause gleich weiter gemalt,war noch total in der Gruppenernergie.
Ich hab mich entschieden für Kreise, Dreiecke, Punkte, Wellen, Quadrate, Rechtecke…
Wollte damit wegkommen, dass es ein Bild werden muss.
Es war mir wichtig, gaaaaanz langsam, behutsam, sanft, achtsam, den Pinsel über das Blatt zu führen.
Stopp!
Welche Farbe? Welche Form? Wohin setzen?
Während des Malens erfreute sich meine Seele an dem Farben- und Formenspiel.
Ich spielte drei Tage, schon morgens zog es mich noch im Schlafanzug zu meinem kleinen Maltisch am Fenster.
Jetzt stehen in meinem „Malbüchlein“ diese Sätze: ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen Innen und Außen, meine Seele ist mit dem Bild eine Partnerschaft eingegangen, sie wurde eins damit.
Es gibt kein Falsch und Richtig. Ich hab nicht mehr gefragt, ist es mein Kopf, das Bild, meine Seele…
Ich hab den Pinsel in die Farben getaucht, über das Papier gleiten lassen und hab mich mitnehmen lassen, auf eine kleine Reise, zu mir.“