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Das Salz, der Pfeffer #2

Früher dachte ich, man schreibe über etwas, das man weiß.
Heute weiß ich, man schreibt über etwas, das man nicht weiß!
Selbst wenn man glaubt, etwas zu wissen, (so wie ich glaubte, etwas über Dogmen zu wissen) – beim Schreiben zeigt sich schnell: Das, was man weiß, ist in Wirklichkeit nur das, was man zu wissen glaubte.
Und das reicht nicht! Schreiben ist keine Glaubenssache.

Macht man trotzdem genauso weiter, erlebt man folgendes Phänomen: Man hat bald keine Lust mehr. Denn nichts ist so langweilig, wie über etwas zu schreiben, das man zu kennen glaubt. Nachbeten. Wiederholen, was andere gesagt haben. Was man vor 2 Monaten mal gesagt hat. Was irgendwann vielleicht mal frisch und lebendig war. Jetzt ist es platt und belanglos. (An dieser Stelle  entscheiden viele, dass Schreiben nichts für sie ist).

Doch wenn ich mir eingestehe, dass ich keine Ahnung über „Dogmen“ habe, wird es spannend. Jetzt geht es erst richtig los: Nur aus dem Eingeständnis der Ahnungslosigkeit kann etwas Brauchbares entstehen. Aus dem Nullpunkt, der auftaucht, wenn man alle Systeme auf die Werkseinstellung zurückstellt. Jedenfalls geht es mir so.

Gut – an dem Punkt bin ich nun… und was tue ich? Jetzt darf ich alles aufschreiben, was kommt – egal, ob es irgendeinen Sinn ergibt oder nicht. Ich habe ja nichts mehr, mit dem ich es vergleichen kann! Also schreibe ich: Was ich weiß. Was ich nicht weiß. Was gerade auftaucht. Was ich fühle. Was ich fürchte. Was mich antreibt. Muss ich was wissen? Bin ich blöd? Sind Meinungen Quatsch? Warum? Warum nicht? Was fällt mir sonst noch ein? Welche Empfindungen tauchen auf? Welche Bilder? Ideen? Zehn, fünfzehn Seiten und mehr. Und damit mache ich jetzt weiter.

Das Salz, der Pfeffer, das Curry, das Zimt…

Schwitz…
Zum einen ist es gerade sehr warm für März, zum anderen darf ich mal wieder einen Artikel schreiben, und das heizt mich ganz schön auf. Ein Artikel für die OSHO-Times, Thema: Freigeist – keine Macht den Drogen.

Ich schreibe total gerne für die OTimes, weil die Art und Weise, wie die Herausgeber die Dinge sehen und die Art und Weise, wie ich das tue, sich an vielen Stellen überschneiden: Ich werde nicht zensiert.
Das gibt mir viel Freiheit, obwohl die Themen vorgegeben sind. Ich weiß inzwischen eben auch, dass gerade Einschränkungen wie ein festes Thema das kreative Feuer schüren. Warum?

Vielleicht beantwortet sich diese Frage in einem meiner nächsten Posts: Während ich diesen Artikel schreibe, möchte ich parallel berichten, wie das Schreiben gerade läuft oder nicht läuft – und wie dabei (hoffentlich mal wieder) ein Artikel entsteht.

Mein Hintergedanke dabei: Ich möchte meine Schreibschüler und andere Schreib-Interessierte ermutigen, ihre eigenen Texte, Bücher, Artikel bis zum Schluss durchzuziehen und nicht aufzugeben. Der Weg ist manchmal steinig, aber es lohnt sich! Und ihr werdet sehen: Auch Paro Bolam geht in die Irre, hat keine Lust mehr, muss ganz viel wieder löschen, ist unter Zeitdruck… Das gehört nicht nur dazu – es ist die Würze beim Schreiben – das Salz, der Pfeffer, das Curry, das Zimt!

Holy colors

Wenn schon Tempel, dann solche, die etwas Größeres, Weiteres (Bunteres, Lebendigeres) in uns wecken! Kirchen tun das fast nie für mich. Aber das Malatelier…