Das Salz, der Pfeffer #2

Früher dachte ich, man schreibe über etwas, das man weiß.
Heute weiß ich, man schreibt über etwas, das man nicht weiß!
Selbst wenn man glaubt, etwas zu wissen, (so wie ich glaubte, etwas über Dogmen zu wissen) – beim Schreiben zeigt sich schnell: Das, was man weiß, ist in Wirklichkeit nur das, was man zu wissen glaubte.
Und das reicht nicht! Schreiben ist keine Glaubenssache.

Macht man trotzdem genauso weiter, erlebt man folgendes Phänomen: Man hat bald keine Lust mehr. Denn nichts ist so langweilig, wie über etwas zu schreiben, das man zu kennen glaubt. Nachbeten. Wiederholen, was andere gesagt haben. Was man vor 2 Monaten mal gesagt hat. Was irgendwann vielleicht mal frisch und lebendig war. Jetzt ist es platt und belanglos. (An dieser Stelle  entscheiden viele, dass Schreiben nichts für sie ist).

Doch wenn ich mir eingestehe, dass ich keine Ahnung über „Dogmen“ habe, wird es spannend. Jetzt geht es erst richtig los: Nur aus dem Eingeständnis der Ahnungslosigkeit kann etwas Brauchbares entstehen. Aus dem Nullpunkt, der auftaucht, wenn man alle Systeme auf die Werkseinstellung zurückstellt. Jedenfalls geht es mir so.

Gut – an dem Punkt bin ich nun… und was tue ich? Jetzt darf ich alles aufschreiben, was kommt – egal, ob es irgendeinen Sinn ergibt oder nicht. Ich habe ja nichts mehr, mit dem ich es vergleichen kann! Also schreibe ich: Was ich weiß. Was ich nicht weiß. Was gerade auftaucht. Was ich fühle. Was ich fürchte. Was mich antreibt. Muss ich was wissen? Bin ich blöd? Sind Meinungen Quatsch? Warum? Warum nicht? Was fällt mir sonst noch ein? Welche Empfindungen tauchen auf? Welche Bilder? Ideen? Zehn, fünfzehn Seiten und mehr. Und damit mache ich jetzt weiter.