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2 – Start something wonderful

Um mich darauf vorzubereiten, diese zweite Lektion unseres kreativen Sommerprojekts in den Computer zu schreiben, machte ich mir heute Morgen erstmal einen Kaffee.
(Ja, über Kaffee und alles, was mir darum herum einfällt, könnte ich ein ganzes Buch schreiben… oder viele, viele Beiträge hier. Doch das ist eine andere Geschichte und wird ein anderes Mal erzählt werden.)

Jedenfalls – die Dose mit meinen Kaffeepads war leer und ich durchstöberte meine Küchenschubladen und fand zum Glück noch eine Vorratstüte. Wunderbar!
Ich schnitt sie auf und der herrlichste Kaffeeduft sprang mir in die Nase.
Geballt. Eindringlich. Überzeugend.
Und schwupps, war ich wieder mitten in unserer Übung der letzten Wochen: Riechen! Schmecken! Hören! Sehen! Genau hinsehen!

Ich sah genau hin und erblickte auf der leeren Packung, die ich gerade in den Müll stopfen wollte, dies:

Decaf

 

 

Ja, unsere besten Inspirationen kommen oft aus den unerwartetsten Ecken!

Letztes Mal war es die Übung, die plötzlich zu mir kam,
und heute Morgen sind es diese Worte:
Start Something Wonderful.


Start Something Wonderful

Wer kennt das nicht: wir haben eine Idee, sind inspiriert, angeregt, oder möchten einfach mal wieder kreativ unterwegs sein.
Ein Buchprojekt beginnen!
Eine Geschichte über Kaffee schreiben!
Ein Bild malen, angeregt durch einen Traum, den wir gerade hatten…
Eine Collage machen mit 1000 bedeutungsvollen Symbolen, und sie an den Menschen schicken, in den wir verliebt sind…

Wenn ich mir so etwas vorstelle (und das geschieht häufig) sehe ich mich stets in so etwas wie einer leuchtenden Wolke. Ich bin umgeben und durchdrungen von einem anderen Lebensgefühl, alles hat einen tieferen Sinn und nährt mich, es gibt nur die Gegenwart, und sie ist köstlich. Das Feld aus kreativer Energie trägt und erhöht mich. Ich bin eins mit allem, eins mit meinem Tun.

Das ist ja keine Fantasie: Es ist die Erinnerung an all die Male, wo ich zutiefst engagiert war im kreativen Ausdruck. Und so engagiert möchte ich jetzt wieder sein! Und nicht nur ich – auch du, ihr alle möchtet so engagiert sein, auf eure eigene Weise, sonst würdet ihr diesen Blog nicht lesen.

Was können wir tun, wie können wir fördern, dass uns das (ständig vorhandene, nie verschwundene) kreative Feld wieder einlässt und trägt – so, wie in unseren besten schöpferischen Momenten? So, wie in unserer frühsten Kindheit?


Ausdrücken

Der Kaffee ist alle, und ich schreibe das hier und bin inspiriert und spüre, dass ich mitten in meiner leuchtenden Wolke bin.
Mit dem zweiten Schritt unseres Projekts und den dazugehörigen Fragen und Übungen lade ich dich ein, deinen eigenen Zugang zu deiner eigenen leuchtenden Wolke zu finden. Das kreative Feld zu spüren und dich von ihm tragen zu lassen.
Und dich dann aus der Fülle heraus auszudrücken, auf eine Weise, die für dich stimmt.

Du bist reif dafür!
Schließlich hast du fast zwei Wochen lang geübt, deine Sinne einzuschalten und dich an der Welt und ihren täglichen, alltäglichen Wundern zu nähren. Und jetzt geht es darum, dich auszudrücken, deine Kreativität fließen zu lassen und wirklich loszulegen. Etwas Wunderbares zu beginnen – heute, morgen, jeden Tag.


Die erste Übung

Mit anderen Worten: Start Something Wonderful – jetzt gleich!

Frage dich:

Welches kleine oder große Projekt ist für mich jetzt dran?
Was möchte ich schon länger gerne tun, habe aber noch nicht angefangen?
Was würde ich gerne tun, habe mich bis jetzt aber noch nicht getraut anzufangen?
Was würde ich gerne tun, kann mir aber nicht vorstellen, dass ich es wirklich schaffen könnte…?
Oder welcher nächste inspirierte Schritt ist bei einem Projekt, an dem ich schon arbeite, als nächstes dran?

Das sind keine Fragen, über die man lange nachdenken muss!
In der Tiefe deines Herzens weißt du immer genau, was du gerne tun möchtest oder was wirklich dran ist.
Deshalb frage dein Herz.
Frage deinen Bauch.
Frage dein Gefühl: Wo britzelt es? Wo freut sich deine kreative Seele?

Mag sein, dass der Kopf tausend Einwände hat, aber dein Herz wird dir sagen, was wirklich der erste Schritt ist. Und nur indem du ihn real tust, kannst du die nötigen Erfahrungen machen, um dein Projekt durchzuziehen oder notfalls zu ändern.

ALSO: Schreibe auf, was dein Lieblings/Sehnsuchts-Projekt ist.
Wenn es da mehrere Projekte gibt, schreibe sie alle auf.

Bei der Auswahl ist nun dein Herz gefragt: Stell dir jedes der Projekte genau vor und spüre, wie es sich anfühlen würde, bei diesem Projekt den ersten (oder den nächsten fälligen) Schritt zu tun. Nur einen Schritt.
Wie fühlt sich das an?
Dann entscheide dich für das Projekt/den Schritt, bei dem du wirklich Lust, Freude, Interesse oder Aufregung verspürst.

 

Die zweite Übung

Herzlichen Glückwunsch, du hast dich entschieden!

Und jetzt verrate ich dir/euch ein Geheimnis:
Auf dem kreativen Weg gibt es immer nur erste Schritte. Sonst nichts.
Egal, ob du an einem langen Projekt arbeitest oder nur ein kleines Bild malen willst:

Es gibt immer nur den nächsten Schritt,
und vor dem nächsten Schritt immer wieder die Entscheidung,
was sich stimmig anfühlt,
was dich tiefer in das kreative Feld führt,
was deinem Herzen Freude macht.

Wenn man das wirklich voll und ganz kapiert, wird alles einfach.
Kann sein, dass du ein Riesenwerk geplant hast und schon weißt, wie es zum Schluss aussehen soll. Egal.
In diesem Moment kannst du nur einen einzigen Schritt tun, alles andere ist im Kopf! Und da ist es sicher aufbewahrt – du kannst es jederzeit abrufen, falls du es irgendwann brauchen solltest.
Doch wenn es darum geht, ganz real den nächsten (ersten) Schritt zu tun, kannst du dich auf dein Herz verlassen, wie oben beschrieben.

Und dann fängst du an.
Ist ja ganz einfach!
Ist ja nur ein Schritt!
Und wenn der getan ist, verändert sich das ganze Feld. Und dein Herz wird wissen, was dann der nächste Schritt ist.

Noch ein Hinweis, um Missverständnissen vorzubeugen: Solange du im Fluss bist, stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt gar nicht. Erst wenn der Fluss stockt und du nicht mehr weiter weißt, oder wenn der Fluss noch nicht begonnen hat, weil du gerade erst anfängst – nur dann brauchst du die obigen Übungen.

Und jetzt leg los
: Nicht endlos grübeln und planen, sondern endlich einfach mal tun! Wie gesagt: ist ja nur ein Schritt. Nur der Anfang und immer wieder der Anfang.


Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen!

In einigen Tagen poste ich wieder einen Sonderbeitrag mit Texten/Fotos von euch.


Was zurückkam

Der Ruf

Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück…
Und ich habe in den Wald gerufen, eine erste Übung gepostet und alle kreativen Mitspieler (dich!) gebeten, mir ihre Texte, Fotos, Bilder, Berichte zu schicken, damit ich sie hier ganz oder teilweise veröffentlichen kann.

Und siehe da: Es gab ein Echo!
Ein kleines, feines Echo, kleiner als erwartet – aber hier sind die Beiträge, die mich erreichten. Kleine Appetithappen, die euch vielleicht anregen, auch mal was zu schicken.
Das wäre toll: Gemeinsam können wir ein kreatives Feld schaffen, uns gegenseitig anregen, und außerdem wagen/üben, mit unseren Schöpfungen sichtbar zu werden…
Ich traue mich doch auch!

Ich traue mich auch, die nächste Übung erst in 1-2 Tagen zu posten. Sollte ja eigentlich eher sein. (Ich erinnere mich an meinen Schneider in Indien, der die tollsten Geschichten produzierte, um mir klarzumachen, dass ich auf meine Robe nochmal 2 Wochen warten musste. Er hätte Geschichtenerzähler werden sollen!). Also, was nämlich passiert ist…

Aber das ist eine andere eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden!

 


Das Echo

Hier nun die Beiträge von euch – jeder völlig anders, jeder einzigartig!

 

Blumenfenster

 

1) Als Erstes eine PDF-Datei zum Runterladen, wunderschön gestaltet von Gritta Schreiber. Einfach auf den Link klicken und – Voilà!


Merry Cake – Caféimpressionen in Narbonne

 

2) Dann ein Text von Sonja Alphonso, angeregt durch die Seh- und Hörübung:

Alphonso

 Foto von
Sonja Alphonso

 

Ruhestörung
Ich wohne in einer Stadtwohnung in idyllischer Lage. Normalerweise- Doch es herrscht Ausnahmezustand. Bis auf den schönen Ausblick auf oder besser gesagt in eine alte Roteiche, die mir das Gefühl gibt, in einem Baumhaus zu wohnen, ist es schon länger mit der Idylle vorbei, wenn auch nur vorübergehend. In die relative Ruhe bricht sonst nur selten Lärm ein, in Form eines Hubschraubers, der im Notfall auf einem freien Platz schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite landet und viel Staub aufwirbelt. Viel gravierender ist derzeit eine anhaltende Lärmbelästigung, weil seit einem Jahr auf dem Nachbargrundstück gebaut wird. Die Arbeiter legen gerade letzte Hände an. Zum krönenden Abschluss findet dieser Tage auf der Freifläche ein Schützenfest statt. Es ist eine gruselige Zeit. Ich mag sie ganz und gar nicht. Weder die bierbäuchigen Biedermänner mit ihren ordenbehangenen Wampen und geröteten, aufgedunsenen Gesichtern noch die im Gleichschritt marschierenden Spielmanns-züge mit Querflöte spielenden Mädchen in Faltenröcken und weißen Kniestrümpfen. Ich hasse es, wenn mein Fuß mit wippt im Einheitstakt, während sie die alten Gassenhauer schmettern und trommeln und ihre Alkoholfahne durch die Straße tragen. Vor dem Platz steht das Klo-Mobil und wenn ich Pech habe, kann ich abends den Männern beim Pinkeln ins Urinal zusehen, weil die Tür offensteht. Der Lärm vom Auto-Scooter ist ohrenbetäubend. Ich frage mich, ob der Kinderschutzbund nicht einschreiten müsste, wenn Familien mit kleinen Kindern sich dort unten tummeln. Selbst hier in meiner Stube werden noch die feinen Härchen in den Gehörgängen weggeblasen, wenn ich nicht Fenster und Balkontür geschlossen halte. „Atemlos“ schallt es bis spät durch die Nacht. Von Ruhe keine Rede. So nehme ich den Rummel aus der Ferne wahr. Doch wenn ich unten direkt daran vorbeigehe, offenbaren sich mir ganz eigene Reize: der Duft von Schmalzkuchen, die blinkenden Lichter des Fahrbetriebes, das alberne Gejohle, wenn sich die herumeiernden Zweisitzer gegenseitig jagen und aufeinanderprallen. Und dann sind da noch wie eh und je die Jugendlichen, die am Rande stehen und so cool wie befangen die Annäherung ans andere Geschlecht wagen. Das Gelände um den Auto-Scooter hat als altmodische Kontaktbörse noch lange nicht ausgedient. Die Heranwachsenden stehen mitten drin in dieser gewaltigen Geräuschkulisse und finden darin Deckung mit ihren Avancen, einer Mischung aus verbaler und nonverbaler Verständigung, die nur durch das wechselseitige Einvernehmen zu erklären ist. Oder sie lesen aus und von den Lippen ihres Gegenübers. Ich fühle mich alt und mich stört der Lärm. Ich werde sehr erleichtert sein, wenn man drüben die Zelte abbricht und auch die Nervensägen nebenan einpacken und mit ihren Baggern endlich abrücken. Dann habe ich wohl wieder meine Ruhe und kann erneut dem Vogelgezwitscher lauschen.

 

 

 

3) Und zum Schluss ein Erfahrungsbericht mit dem Kreativen Feld von Melissa Gentner

MelisBin den ganzen Tag über immer wieder in Gedanken im K-Feld gewesen. Habe im Garten gearbeitet und das Haus versucht zu ordnen.

Es beschäftigen mich viele Dinge, die hier passieren.

Ich habe mir erlaubt alle Gefühle zu lassen, die da waren und gleichzeitig „versucht“ ein starkes Gefäß zu sein, das dies auch aushällt. (Irgendwie hilft mir diese Metapher sehr, manchmal muss es auch nur klick machen.)
Jedenfalls hat es ganz gut funktioniert. Nicht, dass ich nicht traurig wäre, aber diese tiefe Hilflosigkeit ist nicht mehr so langanhaltend wie früher. Außerdem kommt nach dem starken Schmerz ein tröstlicher Gedanke „alles ist Kreativität, alles ist im Wandel und alles wandelt sich zum Guten“.

Wie das Gute aussieht ist eine große Überraschung. Vielleicht ist der Weg dorthin traurig oder schmerzhaft, aber am Ende ist es das „Gute“.

Wie beim Malen, wo ich an Blockaden erkenne, dass es jetzt besonders spannend werden kann, wenn ich bei mir bleibe, wenn ich weitergehe.
Im Prozess zu bleiben auch wenn es weh tut, JA- sagen, Atmen…. dann wird die Enge ein kleines bisschen weiter. 


Du siehst, bei mir hat das kreative Feld heute starke Auswirkungen gehabt!

Bis bald,
Melissa

Foto: Bildausschnitt
Melissa Gentner