Was zurückkam

Der Ruf

Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück…
Und ich habe in den Wald gerufen, eine erste Übung gepostet und alle kreativen Mitspieler (dich!) gebeten, mir ihre Texte, Fotos, Bilder, Berichte zu schicken, damit ich sie hier ganz oder teilweise veröffentlichen kann.

Und siehe da: Es gab ein Echo!
Ein kleines, feines Echo, kleiner als erwartet – aber hier sind die Beiträge, die mich erreichten. Kleine Appetithappen, die euch vielleicht anregen, auch mal was zu schicken.
Das wäre toll: Gemeinsam können wir ein kreatives Feld schaffen, uns gegenseitig anregen, und außerdem wagen/üben, mit unseren Schöpfungen sichtbar zu werden…
Ich traue mich doch auch!

Ich traue mich auch, die nächste Übung erst in 1-2 Tagen zu posten. Sollte ja eigentlich eher sein. (Ich erinnere mich an meinen Schneider in Indien, der die tollsten Geschichten produzierte, um mir klarzumachen, dass ich auf meine Robe nochmal 2 Wochen warten musste. Er hätte Geschichtenerzähler werden sollen!). Also, was nämlich passiert ist…

Aber das ist eine andere eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden!

 


Das Echo

Hier nun die Beiträge von euch – jeder völlig anders, jeder einzigartig!

 

Blumenfenster

 

1) Als Erstes eine PDF-Datei zum Runterladen, wunderschön gestaltet von Gritta Schreiber. Einfach auf den Link klicken und – Voilà!


Merry Cake – Caféimpressionen in Narbonne

 

2) Dann ein Text von Sonja Alphonso, angeregt durch die Seh- und Hörübung:

Alphonso

 Foto von
Sonja Alphonso

 

Ruhestörung
Ich wohne in einer Stadtwohnung in idyllischer Lage. Normalerweise- Doch es herrscht Ausnahmezustand. Bis auf den schönen Ausblick auf oder besser gesagt in eine alte Roteiche, die mir das Gefühl gibt, in einem Baumhaus zu wohnen, ist es schon länger mit der Idylle vorbei, wenn auch nur vorübergehend. In die relative Ruhe bricht sonst nur selten Lärm ein, in Form eines Hubschraubers, der im Notfall auf einem freien Platz schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite landet und viel Staub aufwirbelt. Viel gravierender ist derzeit eine anhaltende Lärmbelästigung, weil seit einem Jahr auf dem Nachbargrundstück gebaut wird. Die Arbeiter legen gerade letzte Hände an. Zum krönenden Abschluss findet dieser Tage auf der Freifläche ein Schützenfest statt. Es ist eine gruselige Zeit. Ich mag sie ganz und gar nicht. Weder die bierbäuchigen Biedermänner mit ihren ordenbehangenen Wampen und geröteten, aufgedunsenen Gesichtern noch die im Gleichschritt marschierenden Spielmanns-züge mit Querflöte spielenden Mädchen in Faltenröcken und weißen Kniestrümpfen. Ich hasse es, wenn mein Fuß mit wippt im Einheitstakt, während sie die alten Gassenhauer schmettern und trommeln und ihre Alkoholfahne durch die Straße tragen. Vor dem Platz steht das Klo-Mobil und wenn ich Pech habe, kann ich abends den Männern beim Pinkeln ins Urinal zusehen, weil die Tür offensteht. Der Lärm vom Auto-Scooter ist ohrenbetäubend. Ich frage mich, ob der Kinderschutzbund nicht einschreiten müsste, wenn Familien mit kleinen Kindern sich dort unten tummeln. Selbst hier in meiner Stube werden noch die feinen Härchen in den Gehörgängen weggeblasen, wenn ich nicht Fenster und Balkontür geschlossen halte. „Atemlos“ schallt es bis spät durch die Nacht. Von Ruhe keine Rede. So nehme ich den Rummel aus der Ferne wahr. Doch wenn ich unten direkt daran vorbeigehe, offenbaren sich mir ganz eigene Reize: der Duft von Schmalzkuchen, die blinkenden Lichter des Fahrbetriebes, das alberne Gejohle, wenn sich die herumeiernden Zweisitzer gegenseitig jagen und aufeinanderprallen. Und dann sind da noch wie eh und je die Jugendlichen, die am Rande stehen und so cool wie befangen die Annäherung ans andere Geschlecht wagen. Das Gelände um den Auto-Scooter hat als altmodische Kontaktbörse noch lange nicht ausgedient. Die Heranwachsenden stehen mitten drin in dieser gewaltigen Geräuschkulisse und finden darin Deckung mit ihren Avancen, einer Mischung aus verbaler und nonverbaler Verständigung, die nur durch das wechselseitige Einvernehmen zu erklären ist. Oder sie lesen aus und von den Lippen ihres Gegenübers. Ich fühle mich alt und mich stört der Lärm. Ich werde sehr erleichtert sein, wenn man drüben die Zelte abbricht und auch die Nervensägen nebenan einpacken und mit ihren Baggern endlich abrücken. Dann habe ich wohl wieder meine Ruhe und kann erneut dem Vogelgezwitscher lauschen.

 

 

 

3) Und zum Schluss ein Erfahrungsbericht mit dem Kreativen Feld von Melissa Gentner

MelisBin den ganzen Tag über immer wieder in Gedanken im K-Feld gewesen. Habe im Garten gearbeitet und das Haus versucht zu ordnen.

Es beschäftigen mich viele Dinge, die hier passieren.

Ich habe mir erlaubt alle Gefühle zu lassen, die da waren und gleichzeitig „versucht“ ein starkes Gefäß zu sein, das dies auch aushällt. (Irgendwie hilft mir diese Metapher sehr, manchmal muss es auch nur klick machen.)
Jedenfalls hat es ganz gut funktioniert. Nicht, dass ich nicht traurig wäre, aber diese tiefe Hilflosigkeit ist nicht mehr so langanhaltend wie früher. Außerdem kommt nach dem starken Schmerz ein tröstlicher Gedanke „alles ist Kreativität, alles ist im Wandel und alles wandelt sich zum Guten“.

Wie das Gute aussieht ist eine große Überraschung. Vielleicht ist der Weg dorthin traurig oder schmerzhaft, aber am Ende ist es das „Gute“.

Wie beim Malen, wo ich an Blockaden erkenne, dass es jetzt besonders spannend werden kann, wenn ich bei mir bleibe, wenn ich weitergehe.
Im Prozess zu bleiben auch wenn es weh tut, JA- sagen, Atmen…. dann wird die Enge ein kleines bisschen weiter. 


Du siehst, bei mir hat das kreative Feld heute starke Auswirkungen gehabt!

Bis bald,
Melissa

Foto: Bildausschnitt
Melissa Gentner