Yes is the answer

Immer, wenn ich hier einen Beitrag poste, mache ich mich zuerst auf die Suche danach, worum es dieses Mal gehen soll.
Das heißt nicht, dass ich nicht schon längst eine Idee habe. Im Gegensatz zu Robert Rauschenberg, der sagte „Ich hasse Ideen“, liebe ich meine Ideen so sehr, dass ich komplett über sie aus dem Häuschen geraten kann. Ich bin schon Tage vorher begeistert und weiß, ich muss mich  nur noch an den Computer setzen und los geht’s.

Doch wenn es dann darum geht, diese anregenden Vorstellungen zu realisieren und malerisch oder schreibend umzusetzen, erweisen sich selbst die tollsten Ideen fast immer als Hindernisse.

In meiner Vorstellung hat jede Idee schon eine feste Form, einen Ablauf, einen Titel, Farben und Energie. Ich sehe oder höre sie vor mir und denke „Die musst du nur noch eben abmalen oder abschreiben!“ Tja, und das funktioniert in den meisten Fällen nicht. Ich darf wieder einmal erleben, dass es nichts Unlebendigeres gibt, als eine schon länger gehegte Vorstellung abzumalen oder nachzuschreiben. Habt ihr es mal versucht?

Vielleicht geht es euch anders als mir und Robert Rauschenberg – in der Welt der Kreativität ist alles möglich. Aber für alle, die diese Erfahrung kennen: Ist das nicht ein wunderbarer Moment, in dem wir uns daran erinnern, dass wir getrost auf unsere Superidee verzichten können? Dass es in Wirklichkeit Milliarden Möglichkeiten gibt, unserer Inspiration den stimmigen Ausdruck zu verleihen? Wir dürfen einfach loslassen – und ein bisschen suchen, ein bisschen spielen, uns von unserer Lust führen lassen, nicht wissend, was kommen wird. Und so, wie ich es kenne, kommt immer was.


MIND GAMES

Bei meiner Suche stieß ich auf den Song Mind Games von John Lennon. Da gibt es diese eine kleine Zeile: „Yes is the answer.“ Und das ist im Kern alles, was es zur heilenden Kraft der Kreativität zu sagen gibt.

Der Kreative Weg ist ein JA-Weg. Er zwingt uns, die natürlichen Impulse, die in uns auftauchen, anzunehmen, mitzunehmen, wertzuschätzen und nicht sofort wegzuschieben (auf der Suche nach dem Ideal, das uns vorschwebt).

Das wiederum zwingt uns, auf uns selbst, unseren Körper, unsere Energie und unsere kostbare Gegenwart zuzugehen – mit freundlichem Interesse, ohne Urteil, Anspruch, Vergleich.

Und wenn wir in dieser kostbaren Gegenwart zum Beispiel einem dicken Widerstand gegen eine – vor kurzem noch so wunderbare – Idee begegnen, sagen wir auch dazu JA. Die wunderbare Idee kann gehen, und ein neues Abenteuer beginnt.

In diesem JA, dieser Zuwendung zu uns selbst und dem, was ist, steckt so viel Freiheit, so viel Liebe. Und es ist so einfach!

Wir brauchen nur ein wenig Übung, und die Heilung beginnt.

 

Wu-Di von Liang fragte den ersten Großmeister des Zen, Bodhidharma:
Welches ist der höchste Sinn der heiligen Wahrheit?
Bodhidharma antwortete:
Offene Weite – nichts von heilig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und es geht weiter:
Das JA zu uns selbst und zu unseren Impulsen ist der Master-Key, der Hauptschlüssel.
Doch dann greifen wir zu Farbe und Pinsel (oder zu Schreibstift und Papier), und tun den ersten Schritt in den Ausdruck. Und den zweiten, und den dritten…

Im nächsten Beitrag werde ich mehr dazu erzählen.

Bis dahin: „Just say Yes!“