Sei ruhig mal stolz auf dich

Gestern war ich beim Friseur, Strähnchen machen lassen. Um mir die Wartezeit zu verkürzen, las ich die Vogue.

Zum Schluss – meine Haare leuchteten schon frühlingsschön –  wollte ich gar nicht wieder gehen. Es gab so viele spannende Artikel über so viele engagierte Menschen, wie ich sie in der Vogue gar nicht vermutet hätte.

VogueUnter anderem gibt es dort eine regelmäßige Kolumne mit dem Titel „Fragen ohne Antworten“, in der berühmte Menschen eine Reihe Fragen stellen, um uns – die Leser – anzuregen, unsere eigenen Antworten zu finden.

Beim Einwirken der Farbe hatte ich viel Zeit und so begann ich, mir alle Fragen in Ruhe durchzulesen und zu beobachten, was sie in mir bewirkten. Es war beeindruckend! Besonders eine der etwa 20 Fragen berührte und inspirierte mich stark – und deshalb möchte ich sie an euch weitergeben.

Die Frage lautete in etwa so:
– Würde dein jüngeres Selbst stolz auf dich sein, wenn es sehen könnte, wie du jetzt lebst?“

Ich las sie mir innerlich selbst vor, und dann saß ich mit geschlossenen Augen im Friseurstuhl, die Folienstücke für die Strähnchen im Haar, und versetzte mich in die Zeit Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre, als ich noch sehr jung war. Wie eng damals alles war! Wie sehr der Schock des gerade vergangenen Krieges allen noch in den Knochen steckte! Wie sehr wir uns alle bemühten – zu überleben, etwas Wohlstand aufzubauen, alles richtig zu machen…

So zu leben, wie ich es jetzt tue –
– das war einer meiner größten Träume! So groß, dass ich mir gar nicht erst vorstellte, er könnte sich jemals verwirklichen.
In jenem Traum lebte ich meine Kreativität, ich war frei, hatte Freunde, die ebenfalls ein freies, individuelles Leben suchten, die sich künstlerisch verwirklichten, die sich entwickelten, die ehrlich waren und leidenschaftlich…
Das war ein toller Traum, und ich weiß, ich träumte ihn auch für meine Mutter und für meinen Vater, die beide gar keine Chance gehabt hatten, jemals jugendlich, frei, wild zu sein.

Und dann sah ich mich jetzt, als erwachsene Frau mit kindlicher Seele, ich sah meine Power, meinen Mut, mein sich ständig wandelndes, lebendiges Leben. Ich sah die vielen einzigartigen Menschen, die meine „Familie“ geworden sind. Und ich sah die Liebe, die ich häufig komplett übersehen hatte, aber die einfach da war, jeden Tag, in mir, in anderen …  Und mir traten dort, mitten im Friseursalon, die Tränen in die Augen.
Mein Gott, war ich stolz auf mich!
Ich war so stolz – und ich spürte, wie ein tiefer, verborgener Teil von mir erleichtert aufseufzte: Wenn ich damals gewusst hätte, was für Möglichkeiten mir das Leben bieten würde. Wie großzügig es zu mir sein würde! Wie es mir selbst in den allerschwersten Momenten stets Geschenke geben würde!
Ich hätte mir all die vielen sorgenvolle Gedanken und Ängste ersparen können…

Und ich dachte: Diese Übung sollte jeder ab und zu machen!

Also: Findet euren eigenen Stolz auf euch!
Erlaubt euch zu entdecken, was ihr alles geleistet habt in eurem Leben. Erlaubt euch, stolz und dankbar zu sein… Allein schon dafür, dass ihr lebt, dass ihr atmet, dass ihr das hier lest, dass ihr Interesse an Kreativität, an Lebendigkeit, an einem mutigen, wahrhaftigen Leben habt…

Klopft euch dafür auf die Schulter, dass ihr euch auf dieses „Abenteuer Leben“ einlasst, jeden Tag aufs Neue, mit allen Konsequenzen (selbst wenn der innere Kritiker manchmal meckert, ihr könntet irgendetwas noch besser machen. Er wird IMMER etwas zu meckern finden)!


Schreibseminar
Passend dazu möchte ich euch hier noch einen Text präsentieren.
Wie einige von euch wissen, habe ich bei einem Online-Seminar für kreatives Schreiben mitgewirkt und die Teilnehmer*innen angeregt, in einen freien Schreibfluss zu kommen und sich zu trauen, ihre eigene Stimme zu entdecken und auszudrücken.

Eine der Schreibübungen, die ich als Anregung gab, hatte den Titel: „Was ich euch erzählen möchte.“
Ich liebe diese Übung sehr, sie öffnet immer wieder 1000 Türen. Und nach ein paar Tagen erhielt ich diesen kleinen Text, den ich jetzt mit Genehmigung der Autorin an euch weitergebe.

“Was ich euch erzählen möchte”
Was ich euch erzählen möchte, ist, dass das Leben schön ist.
Das Leben lebt immer und hört nie auf zu leben.
Es ist da in allem und jedem. Immer in seiner vollen Pracht.

Leben ist lebendig, es tanzt und singt. Es teilt und denkt, es springt und spielt. Es kreiert und weiß, was es will.
Du bist vom Leben erschaffen und du bist das Leben. Hier und jetzt.

Wie du da sitzt, hörst, stehst, tanzt, sprichst, denkst, du bist das Leben. Ein wunderschöner Ausdruck des Lebens bist du.

Und da ist der Wind, der dir vielleicht gerade durch deine Haare weht, oder auch nicht. Er ist da als Ausdruck des Lebens. Der Wind das himmlische Kind. Was will hier wohl sagen, gerade jetzt?

Vielleicht wie schön das Leben ist? Mit jedem Atemzug bist du Leben, bist du frei, bist du verbunden mit allem und jedem.

Was ist das schönste, das wertvollste in deinem Leben? Ist es nicht das Leben selbst? Das Leben in deinen Lieben; der Ausdruck der sie sind? Das Leben, begegnet es dir nicht durch sie?

Und was ist das Leben anderes als Liebe?

Das Leben liebt. ES verbindet, ES erneuert. Die Liebe ist die Botschafterin des Lebens. Die Liebe ist das Leben.

Du bist die Liebe, ein Ausdruck von ihr. Liebe ist, wer du wirklich bist. Liebe, das Leben selbst.

Liebe ist alles, was wir uns wünschen. In unseren Beziehungen, in unserem Leben. Und jetzt plötzlich weißt du genau, dass du schon alles hast und bist, denn du bist die Liebe, du bist das Leben selbst und brauchst nicht mehr zu suchen in der Welt, weil du schon bist und hast, was du am meisten willst, was du dir am meisten wünschst…
Silvia Christina Meier


Schreibferien
Angeregt durch die vielen tiefergehenden Fragen und begeisterten Rückmeldungen der Kursteilnehmer habe ich mich entschieden, im Spätsommer/Herbst hier in Uffing fünf Tage Schreibferien anzubieten. Der Termin steht noch nicht fest, aber in den nächsten zwei Wochen werde ich mich entscheiden.

Auf meiner Website findet ihr dann weitere Infos!


Malen
Und gemalt wird auch wieder:
Ich werde nächste Woche an den meisten Abenden im Atelier sein – wer möchte, kann sich einfach von zuhause aus in das Energiefeld einklinken und mitmalen!

Und mein nächster Blogbeitrag wird wieder mehr vom Intuitiven Malen handeln. Ich habe einiges zu erzählen!