Malen mit dem inneren Kind

 Ein liebevolles Spüren nach innen – Woche 2 im Februar

Mitten in den Vorbereitungen für einen Malkurs (fängt morgen an) fällt mir ein, dass ich hier noch etwas posten wollte. Wenn der Kurs erstmal läuft, komme ich nicht mehr dazu.
Für das, was ich eigentlich schreiben wollte, wird mir die Zeit zu knapp – es kommt nächste Woche dran. Aber ich stattdessen werde erzählen, was mich gerade beschäftigt. Es ist ein wichtiger Aspekt kreativer Prozesse und passt an dieser Stelle genauso gut.

Es scheint, dass wir wirklich in extremen, intensiven Zeiten leben: Meine Innenwelt lässt sich nicht mehr so leicht verdrängen wie früher, und ich bin gezwungen, mich intensiv mit allem zu beschäftigen, was da auftaucht. Ich höre, dass es anderen genauso geht.
Das ist nicht immer leicht, und ich bin froh über die wöchentlichen Achtsamkeitsübungen, meine regelmäßigen Malsitzungen, meine Meditationen und die Berichte hier in diesem Blog. Sie geben mir Halt und das Gefühl, von einem größeren Gefüge getragen zu sein. Wir sind alle miteinander verbunden, denke ich (und manchmal fühle ich es auch), vielen geht es ähnlich wie mir und wir können uns auf unserem Weg unterstützen. Doch manchmal reicht das nicht.

Feb2_blogManchmal kann ich tun, was ich will – aber wenn ich mich dabei nicht um das „innere Kind“ und seine Bedürfnisse kümmere, ist alles andere umsonst.

Meditationen bleiben flach, Achtsamkeits-Übungen werden zur Routine und bei den Malsitzungen scheint nichts zu passen, nichts zu stimmen.

Der Kontakt mit dem „inneren Kind“ ist ein liebevolles Spüren nach innen, eine Offenheit für alles in mir, was schwach, verwirrt, ängstlich und in alten Mustern verfangen ist. Dieser Kontakt ist für mich nicht selbstverständlich. Ich muss mich immer wieder an ihn erinnern, muss ihn üben und bewusst einschalten.
Doch sobald ich daran denke und mich auf meine empfindsamen, hochsensiblen und zarten Anteile einlasse, rückt plötzlich alles wieder an seinen rechten Platz.
Ich werde langsamer, eigenwilliger und extrem wählerisch – wie ein Kind, das genau die richtige Wassertemperatur braucht, sonst schreit es.

Diese Genauigkeit tut mir gut, und ich wundere mich, wie ich so oft und so lange über das innere Kind hinweggehen konnte. Da fällt mir ein, wie es ist, mit einem kleinen Kind spazieren zu gehen. Die Zeit, die es braucht, an jeder Hecke, jeder Blüte, jeder Konservendose stehenzubleiben und sie genau zu untersuchen. Das ist eine Art zu leben, die sich nicht im Galopp erledigen lässt. Sie ist unbequem! Kein Wunder, dass ich das Kind immer wieder übergehe.
Aber diese Art zu leben ist auch ein Tor zu allen Wundern dieser Welt.

Malen mit dem Kind
Beim Malen setzt das Kind alle Regeln und Vorstellungen außer Kraft. „Kunst“? Nie gehört. Wie die anderen malen? Interessiert es nicht. Ob das Bild schön wird? Welches Bild…?
Es folgt seinen eigenen verschlungenen Wegen, hält sich konsequent in der Gegenwart auf, lässt sich ungern antreiben.
Es entspricht auch nicht unseren Vorstellungen von Kindlichkeit. Wenn ich mir vorstelle zu malen wie ein Kind, bin ich meilenweit von ihm entfernt.
Lasse ich mich aber darauf ein, an jeder Hecke, jeder Blüte, jeder Konservendose stehenzubleiben, weil das Kind es so will, öffnet sich ein Tor ins Wunderland.


Februar, Woche 2 – die neue Übung:

Diese Woche möchte ich dem „inneren Kind“ widmen: Ich werde die Übungen der letzten Wochen, die mir im Moment gut tun, weitermachen, aber dabei immer nachspüren, ob das Kind einverstanden ist.
Ich werde es mit an den Malplatz einladen und wenn ich spüre, dass der innere Kontakt zu ihm nachlässt, werde ich es aufsuchen und mit ihm sprechen.

Im Moment sitzt es bei mir am Computer, wärmt meine Hände und richtet meinen Blick ab und zu hinaus in die Dunkelheit. Für mich ist das da draußen nur Dunkelheit, für das Kind eine magische Welt. Ich lasse sie mir von ihm erklären.

Das ist die neue Übung für diese Woche:
Wir achten darauf, bei allem, was wir tun, unser „inneres Kind“ mit einzubeziehen. Das heißt, wir erlauben uns, wirklich unsere Bedürfnisse und Wünsche zu spüren, pingelig zu sein, kleine Dinge zu bemerken und zu erforschen, und – das ist das wichtigste – sanft und liebevoll mit uns selbst umzugehen.