Lasset das Zagen

Passend zum Heiligabend schickte mir meine Schwester einen Link zu einem kleinen Film, der auf einen Schlag ganz intensive Erinnerungen in mir weckte:

In einer WG in Leipzig führt eine Gruppe junger Leute das Weihnachtsoratorium auf.
Sänger, Musiker, ein Chor und ein Dirigent – wie es sich gehört. Sie drängen sich in zwei, drei Räumen und dem Flur, im Hintergrund das Publikum, das an irgendeinem Punkt anfängt, die Bierflaschen herumzureichen.

Ich bin ein alter Purist und finde, dass Bier und Weihnachtsoratorium nicht zusammenpassen.
Aber die Sänger und Musiker waren so bei der Sache, dass mich Ihre Freude mitriss – zurück in eine Zeit, in der ich selber in einem großen Chor das Weihnachtsoratorium sang, mehrere Jahre lang.

Als ich den Computer wieder ausschaltete und meinen täglichen Spaziergang durch die Felder machte, war ich begleitet von Erinnerungen an jene Zeit, jenen Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Und ein Ohrwurm hallte in meinem Kopf (und hallt dort immer noch, ab und zu):

„Lasset das Zagen, verbannet die Klage“ …

Es war, als würde mir der Bedeutung dieser Worte zum ersten Mal wirklich bewusst.
Und auf dem Heimweg wusste ich, das ist mein Motto für den ersten Blogeintrag für die Zeit zwischen den Jahren!


Das Projekt zwischen den Jahren

Ich werde, dachte ich, zwischen Weihnachten und dem ersten Januar sieben Einträge schreiben, die jeweils ein Motto, ein Gedicht, ein Zitat enthalten: Sieben Geschenke an meine LeserInnen,  die den einen oder anderen vielleicht anregen (so, wie sie mich anregen). Und das Ganze ergänzt durch eine Schreibübung, eine Aufgabe zum Jahresübergang, eine Anregung zum Malen – je nachdem, was auftaucht.

 

ZagenDie erste Übung:

„Lasset das Zagen, verbannet die Klage“ heißt ja übersetzt so etwas wie: „Hört auf zu zaudern und zu jammern – seid mutig und traut euch was!“

Das sind klare Ansagen, und die erste Übung zum Jahreswechsel ist von ihnen inspiriert. 

Hier auch ein Bild dazu – eine Tarotkarte, die ich speziell für diesen Beitrag gezogen habe!
Sie symbolisiert für mich die Illusionswelt, in die wir uns begeben, wenn wir unseren unseren Träumen und Sehnsüchten frönen und gleichzeitig glauben, all diese Dinge würden eh nie wahr. Dann können wir in Selbstmitleid versinken und neidisch oder eifersüchtig auf alle sein, die anscheinend verwirklicht haben, wovon wir nur träumen können.

Ich weiß, so etwas habt ihr nicht, nur ich.
Oder?
Von meinen Kursteilnehmern und Klienten von Einzelstunden höre ich so allerlei…


Hier ein paar Beispiele
 

Ich würde gerne ein Buch schreiben, aber ich habe nicht genug Zeit (Geld, Ideen, Kreativität, Durchhaltevermögen).
Ich hätte gerne ganz viel Geld, am liebsten einen Mäzen oder einen Lottogewinn.
Wie schön es wäre, wenn Frieden herrschte überall auf Erden! Doch in Wirklichkeit ist alles ganz furchtbar und man kann davon träumen und sich grämen und Angst haben.
Und so weiter…


Jetzt eine Schreibaufgabe


A) Beantworte in der Zeit zwischen den Jahren die folgenden Fragen:
Wovon habe ich im letzten Jahr geträumt, was sind/waren meine Sehnsüchte (vielleicht schon seit ewigen Zeiten)?
Was macht mir Angst, was lähmt mich, von welcher Sorge möchte ich mich gerne befreien? Welche Träume in Realität verwandeln?

Wofür glaube ich zu alt, zu dumm, zu unbegabt, zu beschäftigt zu sein, um es jemals umsetzen zu können? Und wovor resignierte ich, was schiebe ich weg?

B) Nun schreibe auf:
An welcher Stelle entscheide ich mich, im neuen Jahr mutig zu sein, aufzuhören zu jammern und die Ärmel hochzukrempeln? 

Welche Sehnsucht verspreche ich mir im kommenden Jahr zu realisieren? Zumindest damit zu beginnen…  Welche Angst verspreche ich mir wirklich anzugehen und zu transformieren?

Falls Einwände auftauchen, schreibe sie ebenfalls auf.

Das ist der erste Schritt. Und in den nächsten Tagen machen wir weiter!


Und ein Ausblick

Es gibt keine Garantie, dass sich unsere Träume verwirklichen, wenn wir beginnen, etwas dafür zu tun.
Aber es gibt die Garantie, dass wir spannende Erfahrungen machen werden.
Wir werden etwas dazulernen.
Wir werden uns entwickeln.
Wir werden sicherlich auch mal scheitern. Und dann werden wir wieder aufstehen und merken, dass es weitergeht.

Manchmal werden wir uns Hilfe holen, mit anderen zusammenarbeiten.
Manchmal werden wir allein im stillen Kämmerlein etwas Neues ausbrüten.
Und manchmal – oft – werden wir an unsere eigenen Grenzen stoßen. Wir werden unserer Selbstkritik, unseren Zweifeln, unseren Ängsten und einschränkenden Vorstellungen begegnen.

Das sind die besten Momente!

Es sind Einladungen, endlich zu lernen, bedingungslos Freundschaft mit uns selbst zu schließen.

.. Mehr dazu im nächsten Beitrag!
Meldet euch, wenn ihr Fragen oder Feedback habt 🙂