In meinem Kurzurlaub las ich The War of Art von Steven Pressfield – ein Buch, das schon 3 Jahre in meinem Regal stand und darauf wartete, dass ich mal Zeit habe.
Der Titel ist eine Anspielung auf den „bedeutendsten Strategie-Ratgeber aller Zeiten“ The Art Of War oder Die Kunst des Krieges des chinesischen Feldherrn Sun Dzu, der etwa 600 Jahre v. Chr. lebte. Heute noch beliebt in Managerkreisen (und sicher auch bei Generälen und Soldaten) leitet das Werk dazu an, Schlachten zu gewinnen. Motto: „Kenne deinen Feind!“
Der Feind, den Steven Pressfield besiegen will, ist natürlich der innere Schweinehund, auch bekannt als Widerstand, Abwehr, Blockade, Unlust, Faulheit.
Meine eigene Haltung zu Widerständen und Blockaden hat sich über die Jahre komplett verändert – allein dadurch, dass ich ständig mit ihnen konfrontiert bin. Sie scheinen zum kreativen Prozess zu gehören wie dunkle Wolken zum Himmel, und die Herausforderung, ihnen kreativ zu begegnen, ist Teil des schöpferischen Spiels.
Ich war also gespannt: Wie begegnet ihnen dieser Autor in seinem Buch? Welche nützlichen oder weisen Erkenntnisse hat er zu vermitteln?
Und ich erhielt eine Lektion in Kampfkunst, die sich gewaschen hat: Der Autor ist ein typischer Kämpfer! Er schreibt wie ein Kämpfer, betrachtet Kunst wie ein Kämpfer, sieht die inneren Hindernisse als Feinde, die es kämpferisch zu besiegen gilt.
Beim Lesen beobachtete ich, wie Herr Pressfield die inneren Widerstände zuerst so richtig hochstilisierte und zu taffen, ernstzunehmenden Feinden machte, um sich dann als starker, siegesmutiger Kämpfer behaupten zu können. Das Buch versetzt einen fast in einen Rausch: Hier ist der starke, mutige Kämpfer (ich) – und dort der grandios-gefährliche Feind (Widerstand). Und der kreative Weg ist eine Art würdiger Krieg.
Schwer, sich dem zu entziehen. Und warum sollte man sich dem auch entziehen? Ist es nicht erstrebenswert, stark zu sein und kämpfen zu können?
Die Fähigkeit zu kämpfen kann im Leben nützlich sein. Es gibt Situationen, in denen wir sie brauchen, bei denen sie uns weiterhilft. Anders ist das in unserer inneren Welt: Da brauchen wir keine Kämpfe, keine Feinde, keine Siege, denn wir kämpfen je letztlich nur gegen uns selbst.
Der innere Schweinehund ist unsere eigene kreative Schöpfung und je mehr wir gegen ihn angehen, desto „realer“ und größer scheint er zu werden.
Falls einem das Spaß macht, spricht nichts dagegen.
Dann wird jeder kreative Prozess zu einem Feldzug.
Das kann für Kämpfernaturen wie Steven Pressfield, die Gefechte und Siege brauchen, um sich stark zu fühlen, eine gute Entscheidung sein. Für ihn scheint es jedenfalls zu klappen – er ist erfolgreich. Immerhin stammt das Buch zu dem Kultfilm The Legend of Bagger Vance mit Robert Redford, Charlize Theron und Matt Damon aus seiner Feder.
Also auf in den (inneren) Kampf, wenn du ein Kämpfer bist!
Ich habe gelernt, mir (und meinen Kursteilnehmern) diesen anstrengenden Umweg zu sparen. Er passt auch nicht zu den meisten von uns. Warum uns vormachen, dass wir einen Feind in uns bergen, gegen den wir ständig angehen müssen, wenn wir kreativ sein wollen.
Mit der Zeit wird klar, wie albern das ist: Erleben wir doch, dass alle Mitspieler in solchen Kämpfen von uns selbst erschaffen sind. Eigenkreationen, die sich bei genauerer Betrachtung früher oder später in Wohlgefallen auslösen (oder in reine kreative Energie, die direkt aus der Quelle strömt).
Für mich ist Kreativität kein Kampf,
sondern ein Tanz.
Frei, spontan, kraftvoll und immer neu.
Lust, mitzutanzen?
In den nächsten Tagen male ich immer gegen Abend – klinkt euch ein aus der Ferne!
Und wenn Fragen auftauchen oder Geschichten zu erzählen sind, meldet euch per E-Mail.
Ja, liebe Paro, das spricht mir mal wieder so was von aus der Seele!
Ich hocke grad gemütlich im Liegestuhl, Windlichter um mich her, Sterne über mir und ein Igel tänzelt durchs Unterholz, höchst kreativ der Bursche um dies Zeit, er denkt ja nicht im Traum dran, sich durchs Gebüsch zu kämpfen…. Und ich denke auch nicht daran, gegen irgendwas oder irgendwen noch jemals den Tomahawk zu schwingen. Ach, die ganze Kämpferei. Es gab Zeiten, da wusste ich nicht wohin mit meiner überschüssigen, jugendlichen Energie, und da fand ich Kämpfen und Siegen richtig chic,besonders gegen mich selbst und den vorgeblichen Schweinehund in mir. Jetzt habe ich mich über eine beträchtliche Wegstrecke an Jahren und Jahrzehnten so gründlichst ent-wickelt von allen Bandagen, die mir ganz früher, als ich mich nicht wehren konnte, mal angelegt wurden,- Darunter kamen ganz zarte Gliedmassen zum Vorschein, eine Tänzerinnen-Gestalt eben, eine die sich selbst gut ist, sich lieb hat und weiss, dass die „faulen Zeiten“ unabdingbar sind, egal wie lange sie dauern wollen. Es braucht dii Abgeschiedenheit, die dämmrigen Zimmer. das ist für die Künstlerinnenseele wie siesta machen, wenn draussen die grosse Mittagshitze und die grelle Sonne alles an sich reisst. Wie schön sich dann drinnen auszuruhen und wegzudösen… und dann, wenn es Zeit ist: Fensterläden wieder auf und in der angenehmen, abgekühlten Luft eine Tarantella aufs Parkett legen. (Oder von mir auch einen Säbeltanz, aber zusammen, nicht gegen einander)
Ich bin so sommerfaul, dass mir jetzt nix mehr einfällt. Ich werde noch versuchen ein paar Sternschnuppen zu erhaschen und später im Bettchen schöne Traumbilder zu malen.Tjüssi!