In Freiheit kreativ sein

Als Künstler:innen suchen wir stets nach Möglichkeiten, unsere tiefsten Gefühle und Überzeugungen auszudrücken. Unsere kreative Praxis hat nichts damit zu tun, irgendwelche sinnlosen oder platten Werke zu produzieren. Wir wollen Spaß haben und uns vollkommen präsent und lebendig fühlen.
Wir wollen Neues entdecken und sind bereit, bis an die Grenzen unserer Fähigkeiten und Visionen zu gehen.
Das ist der Ort wahrer Auseinandersetzung und echter Entdeckungen.
nach Cat Bennett

 

Nachdem ich mich tagelang (eher wochenlang) mit der Suche nach einem zündenden Text für diesen Blog abgeplagt hatte, muste ich mir eingestehen, dass ich im Moment „aus dem Stand“ – ohne Gegenüber, ohne Abfrage – nichts wirklich weltbewegendes zu sagen habe. Oder richtiger: Ich kann immer so einiges erzählen, auch spannende Dinge, aber verglichen mit den Inspirationen, die in einigen meiner letzten Kurse zu mir und durch mich kamen, reißt mich davon gerade nichts vom Hocker.
Es scheint, dass diese Inspirationen meine Ansprüche an mich selbst massiv erhöht haben – und wir wissen alle, was Ansprüche in der Kreativität anrichten: Sie rufen sämtliche inneren Kritiker auf den Plan. Und meine wunderbaren Methoden zum Umgang mit den inneren Kritkern verstärkten dieses Mal nur meine Lustlosigkeit.

Genervt ließ ich die ganze Sache los: Wer sagt denn, dass ich unbedingt einen Blog schreiben muss? Wer sagt denn, dass ich unbedingt Kurse geben muss…
Stimmt, muss ich auch nicht.
Ich entscheide das ja alles selber – und kann auch alles anders machen.

Da war auf einmal der ganze Frust verpufft. Ein Türchen hatte sich geöffnet, das ich nie gesehen hatte, obwohl es schon die ganze Zeit da war und ich fand mich auf der anderen Seite einer unbewussten, selbst gesetzten Grenze wieder („Blogs schreibt man so-und-so“), vor mir endlose Möglichkeiten, in mir endlose Abenteuerlust.
Wenn ich ein Gegenüber brauche, dachte ich, um wirklich inspiriert zu sein, dann suche ich mir eben eines!

Vor meinem inneren Auge sah ich plötzlich mein neues Blog-Format für die nächsten Monate:
Ich werde für meine Posts jeweils eine der Frauen, die ich in meinen Kursen begleitet habe, zu ihrer Sichtweise und ihren Erfahrungen mit der Kreativität befragen, das dann aufschreiben und hier veröffentlichen. Endlich werden sich ein paar neue Stimmen zu der meinen gesellen, und auf diese Vielfalt freue ich mich schon!

Hier kommt auch gleich die erste neue Stimme: Zufälligerweise macht Annette Gack – eine Absolventin meines letzten Meisterkurses – gerade Urlaub hier in Uffing. Und zufälligerweise hatte sie auch Lust, bei diesem neuen Projekt mitzumachen, also habe ich sie auf der Terrasse ihrer Ferienwohnung gleich ausgefragt. Hat Spaß gemacht!
Ihr Beitrag hat mich begeistert und ich freue mich, ihn hier veröffentlichen zu dürfen:


Das Intuitive Malen beglückt mich, weil es alles hat: Das Öffnen, das Ganz-Im-Köper-Sein, das Da-Sein und die Ausdrucksimpulse empfangen.

Das ist für mich das Weibliche.
Und wenn ich diesen Impulsen dann Form verleihe, empfinde ich es als das Männliche.
Das ist für mich die perfekte Balance, die Harmonie, die ich suche: Einfach nur da sein und fühlen, was da ist. Und es dann ausdrücken dürfen.

Irgendwann habe ich dann dieses Bild, und das ist für mich wie ein Energiespeicher, mit dem ich immer in Resonanz gehen kann. Es spiegelt ja meine Energie, und oft ist da auch eine Energie, die ich so noch nie gespürt oder gekannt habe. Ich weiß, dass sie immer ein Teil von mir war – aber noch nicht bewusst, noch nicht ausgedrückt. Da kann es passieren, dass mein innerer Widerstand auftaucht und die kritischen Stimmen ganz laut werden. Damit umzugehen, kann dann ein ziemliches Angehen sein und sich auch wie harte Arbeit anfühlen. Aber ich bin gleichzeitig die ganze Zeit im Fluss und spüre das auch.
Solche Bilder muss ich dann länger anschauen, immer wieder, das ist eine Art Integrationsprozess, der auch zu tiefen Erkenntnissen führt.

Nach einer gewissen Zeit beruhigt sich dieser Prozess wieder und spätestens dann will ich das nächste Bild malen,  will den nächsten spannenden Prozess. Tja, und wenn ich WILL, dass es genauso spannend wird, wie beim letzten Mal, funktioniert es erstmal nicht. Da muss ich mich wieder völlig leermachen, wieder atmen, alle Erwartungen loslassen und empfangen, egal, was kommt.

Annette Gack