Kreativität braucht Erdung

In den letzten Wochen habe ich drei neue Blogbeiträge begonnen – jeweils mit einer anderen Ausrichtung, einem anderen Thema im Sinn – und alle wieder verworfen. Keiner von ihnen hatte genug Energie, um mich bis zum Schluss zu tragen, alle drei langweilten mich schon nach den ersten paar Absätzen.

Doch es waren nicht die Ideen oder Themen, denen es an Energie mangelte. Nein, mir selbst fehlte es an der nötigen Lust, wirklich bis zum Ende dranzubleiben. Und darauf möchte ich etwas genauer eingehen, weil das ein Phänomen ist, das in der Kreativität  so häufig auftaucht: Wie können wir unsere Lust und unsere Motivation wiederfinden, wenn sie zeitweilig verloren scheinen? Und was hatte meine Auszeit mit meiner Unlust zu tun?


Meine Auszeit

Meine Auszeit begann Ende des Jahres damit, dass ich den größten Teil meiner Kurse absagte, erstmal keine neuen plante und auch andere Verpflichtungen reduzierte, um Raum zu schaffen für Erholung und süßes Nichtstun: Regenerieren, Kraft tanken, den tibetischen Gebetsfahnen auf meinem Balkon bei der langsamen Auflösung zusehen. Tee trinken. Alles mal laufen lassen und warten, welche neuen Inspirationen nach und nach auftauchen. Wunderbar!

Doch befreit von allen Zwängen erlebte ich auch, wie leicht meine Eigenmotivation, meine Spielfreude, meine kreative Lust verpufften, wenn es keinen vorgegebenen Rahmen gab, der mir half in die Gänge zu kommen und dran zu bleiben.

Es war toll, eine Weile nichts zu tun, doch schon bald fehlte mir die Freude am kreativen Spiel, am Entwerfen neuer Kursformate, am Austausch mit den Kursteilnehmerinnen und am Beginnen und Beenden kleiner kreativer Projekte (zu denen ich auch diesen Blog zähle). Und ich merkte, dass ich, um  in die Gänge zu kommen, wieder eine eindeutige Ausrichtung und eine klare Struktur brauchte, von der Art, wie sie mein laufender Seminarbetrieb mit sich gebracht hatte. Nur eben anders, nicht so festgelegt, freier, offener… Und mein nächstes kreatives Werk musste sein, eine für mich stimmige neue Struktur zu erschaffen.


Wie bei einem neuen Bild

Das gilt für die Kreativität und das Leben gleichermaßen: Manchmal will oder soll etwas ganz Neues beginnen, und das beginnt meistens mit der Lockerung des Alten und vielen schönen Ideen, Visionen, Plänen.
Plänen für die Umsetzung von lauter tollen neuen Projekten die wir immer schon mal realisieren wollten: Eine spezielle Diät, eine regelmäßige Schreib- oder Mediationspraxis, ein kleines oder großes kreatives Projekt…

Doch damit unsere Visionen auf fruchtbaren Boden fallen können, brauchen wir eine klare Ausrichtung und gute Strukturen – und die können wir uns nicht einfach aus dem Kopf verordnen und dann brav befolgen. Das führt nur zu bald zu innerem Widerstand.
Es führt zu innerem Widerstand, weil wir laute wichtige Anteile unseres Wesens nicht befragt haben, ob sie einverstanden sind und mitmachen wollen!

Das holen wir nach, indem wir uns zuerst in der Gegenwart erden.
Uns wieder auf unseren Körper, unser Fühlen, unser Sein einstellen.
Auf sie lauschen, mit ihr schwingen.
Ihre Botschaften empfangen.
Und all unsere Pläne und Strukturen auf diesen Prüfstand stellen.
Sie mit unserer Intuition und unserer Seele abgleichen: Sie müssen unseren innersten Bedürfnissen entsprechen.

Ganz konkret heißt das:
Genau wie beim Beginn eines neuen Bildes ist es auch im Leben immer wieder nötig, unsere Pläne und Erwartungen kurz mal loszulassen, unser Wissen beiseite zu legen und im gegenwärtigen Moment, in der Tiefe unseres Wesens, bei uns selbst anzudocken. Hier können wir die feinen Signale unserer Intuition wieder empfangen und hören, was sich unsere Ganzheit wünscht.
Inspirationen, die wir auf diese Weise empfangen, sind im Einklang mit uns, und sie umzusetzen ist nie anstrengend. Sie bringen uns wieder in Fluss.


Selbst-Motivation braucht Erdung

Nun, genau diese Art der Orientierung brauchte ich auch, und ich bin froh, dass sie sich so bald zeigte.
Und ich gelobe hier, öffentlich, dass ich sie jeden Tag aktiv einlade werde, um mit ihrer Hilfe zu sehen, welche neuen Strukturen sich enthüllen wollen, die ich umsetzen und kreativ mit Leben füllen darf. Die Zeit der Lustlosigkeit ist vorbei. War auch mal schön, aber auf Dauer zu unlebendig.

Also liebe Leserinnen und Leser – mein Körper, meine Seele und mein Energiefeld lassen euch ganz herzlich grüßen! Ohne den Druck, endlich mal wieder einen Blogbeitrag auf die Reihe zu bringen, hätte ich wahrscheinlich viel länger für diese Klärung gebraucht. Und sie hat auch dazu geführt, dass ich in diesem Jahr vier Maltage anbieten werde, um meine Auszeit etwas zu würzen. Auch meine Schreibwerkstatt geht weiter, in meinem Newsletter und auf meiner Website findet ihr weitere Infos.


Vier Elemente

Eine weitere kleine Struktur bot sich an:
Mit diesem Beitrag beginnt eine Serie über die 4 Elemente in der Kreativität. Dieses Mal war die Erde dran, und nächstes Mal … die leere Leinwand wird es mir sagen!

Hier auch noch eine Übung dazu, einige kennen sie vielleicht schon:
Sie heißt „Vorbereitung zum Malen“, gilt aber genauso für neue Schritte im Leben. Einfach zuhören und sich berühren lassen!