Aufräumen und Klarheit schaffen

Der vierte Schritt

Es gibt so viele kreative Wege, wie es Menschen gibt.
Und jeder hat verschiedene Hürden und Erkenntnisse.
Paro

Wenn man sich auf einen längeren oder kürzeren kreativen Prozess einlässt (ein Bild malen, ein Buch schreiben, eine Sehnsucht verwirklichen, sein Leben ändern), kommt man gelegentlich an den Punkt, wo das Ganze unübersichtlich, chaotisch und viel zu komplex wird.
Das ist ein Punkt, an dem Anspannung entsteht. An dem man eventuell anfängt zu kämpfen. An dem man die Sache aufgibt. Oder an dem man lernt, genauer hinzusehen und Ordnung zu schaffen.

Der vierte Schritt liegt genau in der Mitte: Drei Schritte davor, drei Schritte danach, dann müssten wir angekommen sein.
Und ich habe es geschafft, mich genau in der Mitte dieser Übungsfolge in die Überkomplexität, die Verwirrung, das Chaos zu manövrieren. Und zwar mit Fragen wie:

Wie kann ich wirklich jeden erreichen, besonders, wenn sich jemand falsche Vorstellungen macht, die zum Scheitern verurteilt sind?
Wie kann ich klären, dass manche Wünsche unrealistisch sind, und wie aus einem unrealistischen ein realistischer Wunsch wird?
Wie kann ich die Leute dabei unterstützen, konstruktiv mit dem Chaos, der Verwirrung oder den alten Mustern und Einschränkungen umzugehen, die ihnen beim Umsetzung ihrer Wünsche vielleicht begegnen?

Mit anderen Worten: ich habe mal wieder das Gefühl, gleich ein ganzes Buch schreiben zu müssen.

Um es gleich klar zu machen: das Zuviel und die Verwirrung gehören bei vielen Menschen (wie bei mir) zum Prozess dazu.
Und ich kann euch gleich eine Möglichkeit zeigen, wie man mit solchen Momenten umgeht.


Zu Beginn ein wichtiger Hinweis:

Wenn bei deinen kreativen Veränderungsprozessen irgendwelche Fragen auftauchen, die du nicht alleine gelöst bekommst, hole dir Hilfe. Buche z.B. bei mir oder jemand anderem ein Kreativ-Coaching! Es gibt viele Helfer auf dem Weg und wir sind dumm, wenn wir sie nicht nützen.

So das wäre geklärt!


Und nun die Übung für heute.

Sie hilft dir, deine kreativen Veränderungswünsche auf ihre Machbarkeit zu überprüfen und – wenn nötig – von falschen Vorstellungen und Ansprüchen zu befreien.

 

imageAufräumen und Klarheit schaffen

Heute gibt es wieder eine Schreibübung:

Du schreibst deinen Wunsch oder deine Wünsche auf einen Zettel.

Dann gehst du mit ihnen (den Wünschen) in die folgenden drei Räume – zuerst in den ersten,  dann in den zweiten und zuletzt in den dritten.
Jeder der drei Räume bietet bestimmte Erkenntnisse, die ich dir gleich erklären werde. Nimm dir genügend Zeit für jeden Raum (so viel wie nötig) und notiere alle Erkenntnisse, die aufgetaucht sind.


Der erste Raum: Ich oder die anderen

A) Es gibt Wünsche, die im Kern nur mit uns selbst zu tun haben:
Wenn ich ein Buch schreiben möchte, bin ich diejenige, die es schreiben will und muss.
Wenn ich entspannter leben will, bin ich diejenige, die lernen will und muss, zu entspannen.
Und wenn ich freundlicher mit meinen Mitmenschen umgehen möchte, ist es an mir, echte Herzensfreundlichkeit zu entwickeln und zu üben.

Solche Wünsche, bei denen ich diejenige bin, die an meinem Handeln und in meinem Leben etwas verändert, sind realistisch. Ich gebe mir selbst die Macht, etwas zu tun. Und dann brauche ich nur noch zu lernen, wie ich das am besten tun kann.

B) Doch es gibt auch Wünsche, die andere Menschen betreffen:
Mein Mann soll aufhören, mich zu betrügen.
Meine Kollegin soll ihr Konkurrenzgehabe einstellen.
Mein Kind soll mir endlich gehorchen.
Die Menschen sollen rücksichtsvoller und freundlicher mit mir umgehen.

Das sind Wünsche, die allesamt zum Scheitern verurteilt sind.
Wir können andere Menschen nicht ändern, wir können sie nicht so hin- und herbiegen, dass sie unsere Träume erfüllen.

Aber wir können herausfinden, wie WIR die Situation ändern können (zurück zu A)
Vielleicht, indem wir lernen, besser zu kommunizieren.
Oder indem wir klarer werden im Umgang mit anderen.
Oder indem wir uns besser um uns selbst kümmern.
Wir können so vieles tun – aber der einzige der in unserem Leben etwas ändern kann, sind wir selbst.

Falls dein Wunsch oder deine Sehnsucht also jemand anders betrifft, reflektiere darüber, welchen kleinen Schritt DU tun könntest, um zu beginnen, dein Anliegen zu deinem eigenen zu machen und die Veränderungen BEI DIR SELBST durchzuführen.

Und ein wichtiger Tipp: 
wenn es um Beziehungen (ich und der andere, ich  und die anderen) geht, haben wir meistens viele blinde Flecken. Das lässt uns die Dinge verzerrt, einseitig oder aufgebauscht sehen. Um wieder klar zu sehen, lohnt es sich oft, eine gute Beratungsstunde zu buchen.

 

Der zweite Raum: Kreative oder destruktive Wünsche

Im zweiten Raum prüfen wir unseren Wunsch darauf, ob er kreativ oder destruktiv ist. Denn nur kreative Wünsche lassen sich mit kreativen Prozessen verwirklichen.
Ist ja logisch.

Ein destruktiver Wunsch ist einer, mit dem wir uns selbst oder andere beschneiden, verletzen, antreiben oder erniedrigen. Und da wir im ersten Raum alle Wünsche aussortiert haben, die andere betreffen, geht es nur noch um destruktive Wünsche, die uns selbst betreffen.
Das sind Wünsche, die auf Vergleichen, Ansprüchen, Neid, Eifersucht und Mangelgefühlen basieren und mit denen wir uns unter Druck setzen oder für die wir uns antreiben und verbiegen.

Wir prüfen also, ob unser Wunsch wirklich FÜR uns und nicht GEGEN uns gerichtet ist. Ob er auf Freude, der Liebe zu uns selbst und dem Wunsch nach Entfaltung unsere Potenziale beruht. Und wenn nicht, ändern wir ihn, bis er kreativ wird.

Ein Beispiel:
Ich muss es in diesem Jahr schaffen, Kurse zu geben und Geld damit zu verdienen! Was sollen denn meine Freunde denken, wenn das so lange dauert… (Anspruch, Druck)
Frage: Will ICH wirklich Kurse geben? Nein? Dann finde ich heraus, was ich wirklich will. Oder ich WILL es wirklich? Dann suche und finde ich die LUST in mir, die Freude am Unterrichten, an dem, was ich zu geben habe, am Spielen und Wagen.

Oder: Die Erna meditiert jeden Tag, sie hat schon zwei Bücher geschrieben und ihre Beziehung ist ein Traum. Das will ich auch schaffen. (Vergleich, Druck)
Frage: Was ist meine eigenste, innerste Herzenssehnsucht? Wenn ich ganz ehrlich bin…

Bevor du in den dritten Raum gehst, solltest du hier die Spreu vom Weizen trennen:
Alle destruktiven Wünsche fliegen raus oder werden in kreative Wünsche verwandelt. Hol dir Hilfe, wenn du nicht weißt wie das geht.

 

Der dritte Raum: Große und kleine Wünsche

Wenn du in den dritten Raum trittst, hast du einen Wunsch dabei, der von dir selbst erfüllt und umgesetzt werden kann und der kreativ ist. Damit bist du der Erfüllung schon sehr nah.

Jetzt brauchst du nur noch zu prüfen, ob dein Wunsch ein kleiner oder ein großer Wunsch ist.

Kleine Wünsche brauchen einen oder zwei oder drei Schritte, um sich zu verwirklichen. Es mag sein, dass die Schritte nicht leicht für uns sind und uns deshalb groß vorkommen. Aber es geht bei ihnen nur um ein oder zwei Themen, und wir können nicht so leicht den Überblick verlieren.

Große Wünsche bestehen aus vielen kleinen Wünschen. Sie brauchen mehrere verschiedene Schritte zu ihrer Verwirklichung, und jeder dieser Schritten entspricht der Verwirklichung eines kleinen Wunsches.

Wenn ich zum Beispiel endlich mein Buch schreiben will, ist das ein großer Wunsch.
Viele Erkenntnisse, viele Lernerfahrungen und viele kleine Schritte sind nötig, um ihn zu erfüllen.  Und weil ich immer nur einen Schritt auf einmal machen kann, schaue ich, was der erste kleine Wunsch ist, der mich diesem großen Wunsch näher bringt. Doch darauf werde ich in den nächsten Tagen noch zurückkommen.
Alles was du an dieser Stelle tun kannst, ist zu prüfen, ob dein Wunsch klein oder groß ist.

Ist er klein, geht es ab dem fünften Schritt direkt um seine Verwirklichung.

Und ist er groß, geht es ab dem fünften Schritt direkt um die Verwirklichung des ersten Schrittes. Und das heißt meistens, dass wir als erstes herausfinden, was der erste Schritt ist.

Oder um das obigen Foto zu bemühen:
Wir legen immer nur ein Scheit auf den Haufen und dann das nächste. Und irgendwann haben wir ein Kunstwerk aus Holzscheiten…