Deine eigene kostbare Lebendigkeit

Einwände – und was hinter ihnen liegt

Endlich habe ich Zeit, mein Buch „Kreativität – die Kunst, im Fluss zu sein“ zu überarbeiten und als eBook zu veröffentlichen. Jeden Tag lese ich 1-2 Kapitel, freue mich an den Geschichten, fühle mich von den Hinweisen und Übungen angeregt. So, als hätte jemand anders sie geschrieben.

Hier ein kleiner Auszug:

Die Kunst, Hindernisse zu bauen
Eine gute – vielleicht die beste – Möglichkeit, den inneren Lähmungsexperten weiterhin die Macht zu geben, ist es, gar nicht erst mit dem Malen, Spielen, Leben anzufangen, sondern die schöpferische Kraft darauf zu verschwenden, Hindernisse zu bauen.

Das geht dann so:
Zuerst war da der Wunsch, etwas zu gestalten.
Die Idee und die Lust.
Dann die Entscheidung: Hey, ich mache das! Ich wollte immer schon mal…
Schließlich der richtige Zeitpunkt, die Gelegenheit.
Und – das leere Blatt, die Leinwand, der Augenblick, in dem es losgeht.
Nun ja, losgehen könnte,
wenn da nicht die Einwände wären…

Einwand Nr.1

Ach, die Welt ist so voll mit Dingen. Büchern, Bildern. Die Werke von Picasso, tausende von Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen. Der war wenigstens begabt. Hat aber auch viel früher angefangen. Und studiert hat er auch. Für mich ist es zu spät. Ja, wenn ich damals den Mut gehabt hätte, Kunst zu studieren – aber die haben es mir ja ausgeredet. Was soll ich in meinem Alter noch anfangen. Da lachen ja die Hühner!

Einwand Nr.2

Ich weiß, dass ich begabt bin. Ziemlich sogar. Ich kann viel besser malen als der Typ, der neulich bei meinem Zahnarzt im Wartezimmer eine Ausstellung hatte. Mein Gott, sich so zu blamieren! Das wird mir nicht passieren! Ich fange erst an, wenn ich wirklich perfekt bin. Vielleicht in ein, zwei Jahren.

Einwand Nr.3

Mir fällt sowieso nichts ein. Mir ist noch nie was Gutes eingefallen.


Einwände sind bequem – und weder liebevoll noch
 kreativ

Einwände sind bequem. Sie halten uns davon ab, genauer hinzuspüren und zu entdecken, was wirklich mit uns los ist.

Vielleicht fühlen wir uns beim Malen immer gleich unter Druck, etwas Perfektes, Kreatives, Freies, Fließendes, Eigenes, Intuitives usw. herzustellen – und haben verständlicherweise keine Lust darauf.

Vielleicht haben wir Angst vor der Kritik des inneren Richters (und wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen).

Und vielleicht sind wir einfach müde oder wollen einen Spaziergang machen und Eis essen – denken aber, wir sollten malen (und machen uns Druck und kommen deshalb nie an den Punkt, zu erleben, dass Malen ein tiefes, berührendes Abenteuer sein kann).

Liebevoll
Verborgen hinter all diesen Einwänden steht in Wirklichkeit die Lust zu leben, zu fühlen, zu sein, zu spielen, sich von innen her zu erfahren und spielerisch auszudrücken.

Die Lust, liebevoll mit sich selbst umzugehen, offen zu sein für Lebensfreude, Höhen und Tiefen, hell und dunkel, intensives Erleben.

Die Lust, einfach mal anzufangen – immer wieder aufs Neue – und die Lust, zu lachen, wenn man auf die Nase fällt und aufzustehen und den Staub abzuklopfen und einen neuen, mutigen Schritt zu machen – in das Wunderland unseres eigenen Lebens.

Lust ist da.
Lust ist immer da – doch die Einwände halten uns von ihr ab.
Und es liegt an uns, den jeweiligen Einwand zu bemerken, als Einwand zu erkennen – und nicht gleich auf ihn hereinzufallen!

Stattdessen können wir ein paarmal tief durchatmen, etwas näher auf uns selbst zugehen – und spüren, was der nächste kleine Schritt in unsere Lebendigkeit sein könnte.

Welche Lust ist hinter der lähmenden Energie des Einwands zu spüren?
Wie fühlt sich die Lebendigkeit an, die dort zu ahnen ist?
Lebendigkeit ist nicht perfekt, sondern hell oder dunkel, wild oder still, kraftvoll oder zart. Oder alles zugleich.

Mit Pinsel und Farbe können wir sie zum Tanzen bringen.

 

Und hier eine Einladung in deine eigenen Lebendigkeit:
In meinem MiniKurs am 24./25. April sind noch 2 Plätze frei.

BlogXX

 

Comments

  1. Liebste Paro,
    ich muss wirklich so von Herzen lachen und schmunzeln über Deinen Beitrag mit dem „Einwänden“.
    Und ich beglückwünsche mich hiermit, dass ich nun endlich meinen Standard Einwand „ich hock nicht gern vor dem Macbook, ich spiele lieber Klavier“ einmal nicht gelten liess und mich auf die Suche nach der Stelle in deiner website gemacht habe, wo man draufklicken muss, wenn man einen comment leasen möchte. Und das möchte ich: Also, ich finde sowieso alle deine Beiträge richtig klasse und will Dir mal an dieser Stelle danken für Deine inspirierende, weise Reiseleitung durchs wilde Kurdistan der Kreativität! Aber das hier mit den Einwänden, das trifft bei mir den Nagel so richtig schön auf den Kopf. Mein Lieblingseinwand zum Thema Malen ist, ich fang erst gar nicht damit an, weil ich bald umziehen muss und dann hätte ich noch mehr Krempel zum vorher Ausmisten! Wohin mit all den Bildern, die meine enthemmte Farbenlust auf unzählige Leinwände und grossformatige Papierflächen explodieren lassen würde!? Unter 3 x 4 m Malfläche wäre meiner sowieso nicht würdig und wie soll ich das aufbewahren? Ich werde ja nicht mal mit den ganzen Bastelsachen aus der Kindergarten- und Schulzeit meiner Töchter fertig, die hier das Haus bis unters Dach bevölkern. ..Das kam mir eigentlich sehr plausibel vor, dass ich deshalb nicht malen will. Jetzt weiss ich, es ist ein genialer Trick meines inneren Prof.Dr.Schäbig -Semmelrogge. Er findet ohnehin „die Organisation meines Lebens hätte,- im Unterschiede zu der seinen,- noch keinen richtigen Erfolg gezeigt, ich solle mir jetzt nicht auch noch ein Mal-Archiv aufhalsen bzw meinen Nachkommen zumuten, meine gesammelten Werke dann an diverse Museen verteilen zu müssen“. Peng! hihihi… – Gott sei Dank weiss ich inzwischen dank meiner wunderbaren Mentorin und Freundin am Staffelsee, humorvoll mit den eloquenten Attacken meines ständigen Begleiters umzugehen. – Was mir aber aufgefallen ist, dass er am meisten leichtes Spiel mit mir hat, wenn ich alleine bin. Und ich bin irgendwie zuviel allein. Ich brauche SpielkameradInnen und zwar dringendst. Dann werde ich richtig lustig….Bis dahin spiele ich Klavier, da fällt das nicht so auf und ins Gewicht mit dem Alleinsein. PianistInnen sind lonely wolves. oder züchten Wölfe, wie die begnadete Helene Grimaud…
    ich freue mich schon auf deinen nächsten Beitrag nach dem Motto “ das wird ja immer schöner“
    Alles Liebe
    yours Angel zu Weilen

  2. Petra says:

    Einwände sind bequem? Da hab ich ne Weile gebraucht, um das zu verstehen. Ja, stimmt. Sie waren zu mancher Zeit „Hilfsleinen“, um meinen gewohnten Alltag weiter bewältigen zu können und mir nicht klarmachen zu müssen, was ich wirklich will. Und das war in der Phase meines Lebens vielleicht auch notwendig.
    Und auch die Erleichterung kenne ich gut: „Ich „sollte“ malen, schreiben … aber wenn ich hinspüre, brauche ich erstmal Erholung. Pause von allem. Auch wenns ein paar Jahre dauert.
    Aber jetzt. Wo der Wunsch, die Lust, die Zeit wieder da sind, zu malen, zu schreiben – da finde ich die Einwände ganz und gar nicht bequem, sondern wie ein ständiges Vor-die-Wand-Rennen. Oder wie eine Hürde. Ganz genau zu spüren, was ich will, was mein Herzensanliegen ist, und trotzdem an meinen Einwänden, wie immer sie aussehen, zu scheitern. Achtsamkeit hilft, Kampf und Trotz nicht. Und was mir letztendlich wirklich hilft, ist etwas, was meine Meditationslehrerin häufig zu mir sagt: Babyschritte, aber die auch tun.
    Und so geht’s mir in dem Punkt wie dir, Angela: Nachdem ich viele Kommentare zu Deinem Blog, Paro, nicht geschrieben habe, nun endlich mal.
    Liebste Grüße!
    Petra