Kreative Kompetenz

Woche vier vor Ostern
Auf Perfektion verzichten (auch eine Art zu fasten)


Nachdem ich meinen letzten Post veröffentlicht hatte, meldete sich eine Freundin bei mir, die diesen Blog abonniert hat. „Paro“, sagte sie, „das kannst du nicht machen! Du bist doch Kursleiterin – da kannst du nicht erzählen, wie du manchmal blockiert bist. Das will doch keiner hören. Du musst das alles perfekt beherrschen oder zumindest so tun, sonst kommt keiner mehr in deine Kurse!“

Ich reagierte erstmal unwirsch und schob ihren Einwand beiseite. Doch dann begann ich zu überlegen: Stimmt das wirklich? Brauchen die Leute das Gefühl, jemand sei perfekt, um ihm als Lehrer vertrauen zu können?
Ja, dachte ich, manche brauchen das wohl.

Aber muss mich das kümmern?

BlogXXIm kreativen Prozess geht es nie um Perfektion.

Es geht um die Freude am Risiko und den Mut, alte Regeln zu brechen und Neuland zu betreten.

Es geht um die Lust, ausgetretene Wege zu verlassen und querfeldein zu wandern – auch, wenn man ab und zu mal stolpert und auf die Nase fällt.

Wenn mir meine Lehrerin sagen würde: „Schau, ich stolpere auch noch manchmal – und zwar so und so… und dann stehe ich wieder auf, schüttele den Staub ab und bin etwas weiser geworden. Das kannst du ganz genauso!“, dann würde mir das helfen, meine Ansprüche fallen zu lassen und mich zu trauen, immer wieder neue Grenzen zu überschreiten und „Fehler“ zu machen.

Ich würde lachen und nun doch noch die riesige Kuh oder die goldene Fläche oder die kleine nackte Prinzessin malen, vor denen der innere Kritiker mich so eindringlich warnt.
Was könnte mir schon passieren?

Kreative Kompetenz

Das Streben nach Perfektion erzeugt Anspannung, Ehrgeiz und Angst. Und der Mut zu spielen und zu experimentieren schult unsere kreative Kompetenz.
Ja klar, vielleicht stolpern wir mal und fallen auf die Nase. Aber das haben schon andere vor uns getan – und sie sind wieder aufgestanden und haben gelacht und den Staub abgeschüttelt und weitergemalt.

So würde ich das sehen… und ich denke, meine Leser sehen das auch so! Aber ich kann mich täuschen – und deshalb freue ich mich dieses Mal ganz besonders, von euch zu hören!


Und die Übung für diese Woche

Wir machen eine Anti-Perfektions-Kur und erlauben uns, eine Woche lang beim Malen nach Herzenslust zu experimentieren und zu spielen. Ist ja alles nur ein Abenteuer! Muss ja nichts werden. Ist ja nur ein Experiment!

Und wenn der Innere Kritiker meckert, darf er auch mal ein kleines Bild malen. Mal sehen, was er auf die Reihe kriegt… 🙂