Das Salz, der Pfeffer #4

Jetzt ist es acht Uhr abends und ich habe mich den ganzen Tag mit dem Artikel befasst. Auch die Spaziergänge, das Mittagessen-Kochen, das Wäschewaschen und die Telefonate mit meiner Schreibfreundin – alles war Teil meines Schreibprozesses, alles war wichtig. Und obwohl so viel passiert ist, hat sich hier im Blog nichts davon niedergeschlagen. Ich habe es einfach vergessen…
Und man sollte es nicht glauben, aber jetzt ist der Artikel fertig, abgeschickt, abgesegnet, rund! Ein Thema, dem ich so gut wie gar nichts abgewinnen konnte, hat die Arme geöffnet und mich an seine Brust gedrückt. Es hat mich gesegnet und beschenkt und jetzt weiß ich eine Menge mehr über mich und das Leben, als vorher.

Oder eher: Jetzt weiß ich, was ich alles wusste, ohne es bewusst zur Verfügung zu haben. Denn das ist das Geschenk beim Schreiben, wenn wir nicht aufgeben und uns nicht kirre machen lassen: Wir machen uns Geschichten, Bilder und Erkenntnisse zu eigen, die schon immer in uns schlummerten und nur darauf warten, geweckt zu werden. Jetzt freue ich mich schon auf die nächste Chance, schlafende Erkenntnisse zu wecken…

Aber ich brauche auch immer eine Abmachung, ein Zeitlimit, einen Auftrag, um diese Hexenküche des Schreibens ohne Ablenkung durchzuhalten. Und ich muss mir Zeit freischaufeln, andere Dinge beiseite schieben, Freiräume schaffen. Das vielleicht als Tipp für angehende SchreiberInnen, denen noch der rechte Funke fehlt: Triff eine bindende Abmachung und nimm dir genug Zeit für das Schreiben! Nicht zu viel. Nicht zu wenig. Genug.