Übergänge II

Übergänge sind Schaltstellen, an denen neue Strecken gewählt werden können. Im Leben heißt das, wir tun etwas Neues, etwas Anderes, etwas Ungewohntes, etwas Unbekanntes. Wir nehmen einen anderen Weg – und erleben uns plötzlich als Andere.
Unsere alten Gewohnheiten machen es uns natürlich leichter, immer wieder dieselbe Strecke zu fahren, aber es gibt Zeiten, in denen die alten Strecken nicht mehr gut funktionieren. In meinem neuen Buch über Angst (an dem ich gerade schreibe) spreche ich darüber: Viele Ängste beruhen darauf, dass wir immer dieselbe eingefahrene Spur fahren, dieselben eingefahrenen Gedanken denken, dieselben alten Vermeidungen kultivieren und gar nicht erkennen, dass die Ängste, die einst diese Spuren erzeugt haben, gar nicht mehr aktuell sind. Denn viele Spuren werden aus Angst kultiviert: Sie geben uns ein Gefühl der Sicherheit in einer unsicheren Welt.

An den Schaltstellen und Übergängen (morgens nach dem Aufwachen, wenn man krank ist, im Urlaub usw.) können einem diese Muster bewusst werden. Dann kann man prüfen, ob sie wirklich noch nützlich sind, oder ob Korrekturen anliegen. Und die Korrekturen, die mich zur Zeit beschäftigen: Umschalten vom „Um zu“ (ich tue dies, um dann das zu erhalten, damit ich später jenes – Arbeiten um Geld zu verdienen um die Miete zu zahlen um nicht in der Gosse zu landen um…) zum Leben im Jetzt, aus der inneren Mitte, der Quelle allen Seins. Beim Malen üben wir Gegenwärtigkeit und das Verweilen und Handeln im Nichtwissen. Jetzt auch im Leben, grundsätzlich, als großes Experiment.