Archives for Juni 2015

Kreativ Schreiben im Sommer

Vom Müssen und Sollen zum Möchten und Wollen

„Ich möchte so gerne schreiben – Geschichten, Gedichte, ein Buch…“. Jahrelang gab es diese Stimme in mir, diese Sehnsucht, meine innere Erfahrungswelt über Worte nach außen zu bringen.
Und nicht irgendwie!
Nein, auf eine Weise, die mit mir übereinstimmte, die mich glücklich machte, mit der ich zufrieden war. Eine Weise, die nicht von Zwängen und alten, perfektionistischen Vorstellungen geprägt war.

Letzte Woche war ich im Urlaub an der Ostsee, an einem Ort, zu dem ich immer wieder zurückkehre. Ich habe dort einst an meinem ersten Schreibworkshop teilgenommen und dieses Jahr musste ich oft daran denken.
Was ist inzwischen eigentlich passiert, überlegte ich. Wann und wie wurde die Lust am Schreiben so weit gestärkt, dass die Vorstellung, einen Text zu verfassen, heute nichts als Freude in mir weckt?
Dass der Anblick von Stiften, Schreibblöcken und einer frisch geöffneten Datei auf meinem Bildschirm wie eine willkommene Einladung auf mich wirkt?

 

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Müssen und Sollen

Der Unterschied liegt darin, dachte ich schließlich, dass es mir gelang, die Sehnsucht,
das Möchten und das Wollen nach und nach von dem jahrelang anerzogenen Müssen und Sollen zu befreien.

Ich litt nicht an einem Mangel an Talent. Und auch nicht an Unlust oder Unfähigkeit. Nein, ich litt an einem Übermaß an Müssen und Sollen:

Vorstellungen, wie ein Text werden müsste.
Kritik an meinen Worten und Sätzen, die anders sein sollten.
Vergleiche mit „richtigen“ Autoren, denen ich nacheifern sollte.
Angst vor der (vorgestellten) Kritik der anderen, denen ich es recht machen müsste.

Möchten und Wollen

Und das hörte erst auf, als ich begann, mich konsequent mehr auf mein Möchten und Wollen zu konzentrieren. Waren sie doch der eigentliche Motor meiner Schreiblust, die Begleiter meiner Sehnsucht.
Das Müssen und das Sollen hatten sich ungebührlich breitgemacht, und es lag an mir, ihnen den Platz in meiner Innenwelt zu verweigern.

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Blog und Schreibübung zugleich

Heute schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Dieser Blogpost wird gleichzeitig meine neue Schreibübung für den Sommer, eine kleine Kur gegen das Müssen und Sollen!


Und hier die Übung:

Folge beim Schreiben in jeder Hinsicht deiner Sehnsucht,
deinem Möchten, deiner Freude.
Lass dir Zeit dabei, vergiss das Ergebnis, genieße jeden kleinen Schritt.

Das fängt bei dem Papier an, das du auswählst.
Dann der Stift, der dir gefällt. Oder mehrere verschiedene Stifte.
Finde den richtigen Ort für dieses Mal,
Mache dir einen Kaffee, einen Tee, was immer du brauchst.
Frage bei jedem Schritt deinen Bauch und dein Herz, ob sie einverstanden sind.
Erlaube dir auch Buntstifte dazu zu nehmen, wenn das für dich passt.

Mache es dir bequem.

Dann lasse dein Herz diktieren, was es schreiben oder zeichnen will.
Ja, manchmal will es zuerst nur bunte Striche machen oder Spuren ziehen.
Krakeln.
Irgendein Wort ausprobieren. Einen Satz.
Es muss alles keinen Sinn machen.
Aber die Freude ist eingeladen, sie darf herbeigemalt und gekritzelt werden.
Wenn etwas keine Freude macht, hör damit auf.
Finde wieder deine Lust, deine Sehnsucht und folge ihnen.

Und wenn die Vorstellung auftaucht „das kann doch nichts werden!“, höre nicht auf sie. Lass dir von mir sagen: Diese und ähnliche Übungen haben es mir ermöglicht, meine Schreibsehnsucht zu befreien. Sie von der Leine zu lassen, sodass endlich die Bücher, Artikel, Gedichte, Spielereien in die Welt kommen können, die ihre Kinder sind.


Lust, mehr zu schreiben?
In meinen Schreibferien am 17.-19. Juli sind noch ein paar Plätze frei!