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Schutzräume, Spielräume, Freiräume…

Energiefelder beim Malen 
Letzte Woche vor Ostern

Der Sturm Niklas ist vorbeigezogen und hat ein paar Bäume in der Nachbarschaft abgeknickt wie Zahnstocher. Große Bäume! Kräftige Bäume! Jetzt liegen sie auf dem Boden und werden bald zu Brennholz verarbeitet.
Beim Spazierengehen steige ich über sie hinweg und halte mich an ihren Ästen fest. Vorsicht, nicht stolpern!

Ich fühle mich etwas fragil zur Zeit, habe oft das Bedürfnis, mich irgendwo festzuhalten, langsam zu machen, die Füße achtsam zu setzen. Solche Phasen kenne ich, sie kommen und gehen, und wenn sie da sind, fühle ich mich so zart besaitet, wie einst als sensibles kleines Kind.

Dann brauche ich Schutzräume, Rückzugsräume, stille Räume und liebevolle Geduld mit mir selbst. Ein Lieblingsplatz: Unter der warmen Kuscheldecke in meinem Bett, auch tagsüber, auch angezogen. Manchmal muss das einfach sein!

AquarellpinselEin anderer Platz, der mir gut tut:
Auf dem Hocker vor der Malwand sitzend, Pinsel in der Hand.

Mein derzeitiger Lieblingspinsel hat eine dermaßen feine Spitze, dass ich winzige Häuser mit noch viel winzigeren Fenstern versehen kann!

Ich gebe dem kleinen Mann, der gerade in den See steigt, fein gepunktete schwarze Augen und dekoriere sein Handtuch am Ufer mit schmalen lila Streifen.

Dann lässt der Pinsel viele Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Bildes einen Miniatur-Obstgarten wachsen, mit Apfelbäumen, die rote Früchte tragen und vor denen eine helle Bank steht, von der aus man weit ins Land sehen kann, wenn man sich abends nach getaner Arbeit dort ausruht.

Ich habe keine sichere Hand, der Pinsel schlingert beim Malen, aber es macht unglaublich viel Spaß und ich kann gar nicht aufhören. Eine eigene Wunderwelt entsteht, es ist wie ein Sog.
Garten
Hinter den Bäumen verborgen ist ein Haus zu ahnen, und als ich es fertig gemalt habe, wird hinter einem seiner Fenster das Licht angemacht…
Gelbes Licht, vielleicht Kerzenlicht…

Wer dort wohl wohnt?

Der Apfelbauer, er lebt hier alleine und kocht sich gerade einen Tee.

Beim Malen entspinnt sich eine Geschichte…
Das Kind erzählt sich selbst ein Märchen, Pinselstrich für Pinselstrich.
Und ich fühle mich aufgehoben und gehalten in einem stillen, geborgenen Raum, der sich beim Malen aufbaut und den ich mir selber schenke.

Es gibt viele verschiedene Räume beim Malen – Energie-Räume, die wir selbst erschaffen, weil wir sie gerade brauchen, weil sie stimmig sind, weil sie unsere schöpferische Kraft in ihrer derzeitigen Ausprägung hervorlocken und beherbergen können. Und das sind dann:

Wilde Räume
Tanzräume
Liebesräume
Dunkle Räume
Alltagsräume
Traumräume
Leerräume
Heilige Räume
Mut-Räume
Wut-Räume
Abenteuerräume
Tränenräume
und viele mehr.

Sie erlauben uns, einverstanden zu sein mit unserem gegenwärtigen Zustand, ihn zu würdigen, auszuloten und – von ihm gehalten – unseren eigenen, zutiefst stimmigen und heilenden Ausdruck zu erlauben. Bis er sich irgendwann wandelt, wie alles im Leben, und ein neuer, anderer Raum gebraucht wird.

Was ist dein kreativer Raum zur Zeit? Schreib mir, wenn du magst!