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Die 12 Rauhnächte

Morgen ist die erste der zwölf Rauhnächte (für mich beginnen sie am 21.12, für andere am  25.12. und für manche auch schon heute, am 20.12.) und ich bereite mich vor, indem ich meine Wohnung gründlich aufräume und sauber mache. Mein Bedürfnis nach Ordnung und Struktur ist in diesen Tagen sehr stark – und viele Bücher über die rauhen Nächte berichten auch, dass man sie traditionell mit einer Art Hausputz beginnt.

Während ich das hier schreibe, ist es draußen ganz dunkel geworden. Weit in der Ferne sind zwei Lichter zu sehen, und etwas näher leuchtet zwischen zwei Häusern ein orangener Stern. Ab und zu heult der starke Wind auf, der heute weht und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich draußen Eiseskälte und Schneeverwehungen vermuten. ..

In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, wenn der Sonnenbogen am kürzesten ist, beginnt die Wiederkehr des Lichts – seit Jahrtausenden eine Zeit der Einkehr, der Freude und des Staunens. Und noch nie habe ich so stark wie in diesem Jahr das Bedürfnis verspürt, die Rauhnächte (und -Tage) bewusst zu erleben, zu reflektieren und zu feiern: Mit Ritualen, Visionsreisen, Meditationen, Malsitzungen; als Überblick über das vergangene Jahr und als Ausblick auf 2015, Abschluss und Neuanfang.

Gründlich, wie ich bin, habe ich mir zur Vorbereitung alle möglichen Bücher besorgt, die ich jetzt studiere. Da gibt es verschiedene Tagesthemen, Fantasiereisen, Fragen, die man sich stellen kann und bergeweise Anregungen, Texte und Gedichte zur Einstimmung. Und ich bin nicht allein: Meine Schwester und mehrere Freundinnen begeben sich in der Ferne auf dieselbe Reise, jede auf ihre Art. 

Vielleicht hast fühlst du dich angeregt, mitzumachen und die zwölf Rauhnächte auf deine Weise zu begehen, mit eigenen Übungen und Erfahrungen, täglich oder ab und zu (oder du hast es längst vor)!

Wer Anregungen braucht, kann mir eine Mail schicken und ich werde in meinem nächsten Post gerne darauf eingehen. Und wer von eigenen Erfahrungen berichten möchte, ist herzlich willkommen. Schicke mir doch ebenfalls eine Mail (und schreibe dazu, ob ich evtl. Teile davon hier veröffentlichen darf).

Und jetzt geht’s noch ein Weilchen ins Atelier, mein Bild wartet auf mich!

Gold

Gestern musste ich zu meiner Augenärztin nach Garmisch. Es war ein grauer Tag, selbst ein Schwarz-Weiß-Foto wäre ihm gerecht geworden. Hinter Murnau erhoben sich links die ersten Berge aus der Ebene und ich konnte wie mit einem Lineal gezogen die Schneegrenze sehen: Die obere Hälfte der Berge weiß gepudert, die untere schwarz und grau.
Über Nacht aber hat sich diese Schneegrenze leise herabgesenkt und das Weiß erstreckt sich heute bis ins Tal. Es schneit – und obwohl dies die dunkelsten Tage des Jahres sind, wird es draußen schon etwas heller.

Das Helle und das Dunkle, das Schwarz-Weiße und das Farbige – sie alle können wir sehen und unterscheiden, weil unsere Augen so genial konstruiert sind, dachte ich bei meinem Rückweg gestern Abend. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und das Innere des Zuges leuchtete wie eine von diesen Adventskerzen in Gläsern, die außen bunt bemalt sind.

Und als ich abends noch ein Weilchen malen wollte und in meinem Atelier die Deckenstrahler einschaltete, leuchtete mir auch hier eine bunte Wunderwelt entgegen: Der goldene Berg, der diese Woche auf meinem Bild entstanden ist und das dunkle Blau im Hintergrund (ist es Himmel, ist es Meer? Ich weiß es noch nicht).

Beim Malen spürte ich, dass die äußere und die innere Welt zusammentrafen, dass der Schnee und die Berge und der Zug und meine Freude an dem bunten Leuchten und die Erinnerungen und Gefühle, die plötzlich auftauchten und das Schlagen meines Herzens jetzt – in diesem Augenblick – allesamt in das Gold gefaltet lagen und aus ihm zurückstrahlten, wie wenn das Gold lebte und der Berg lebte, und ich spürte mit jedem Strich, dass ich lebe und dass ich nichts weiß und alles weiß zugleich…

In dieser und der nächsten Woche werde ich jeden Tag malen. Mal 5 Minuten, mal eine halbe Stunde, so, wie es sich entwickelt. Auch wenn hier am Freitag und am Samstag ein Malkurs stattfindet, werde ich abends an mein Bild gehen und meine innere Welt einladen, fühlbarer zu werden und mir ihre Geheimnisse zu schenken.
Wer mitmalen will, aus der Ferne, ist herzlich willkommen.
Und ich freue mich immer über eure Mails und Berichte aus der Wunderwelt der Kreativität!