Wellenreiten in 2017

Neues Jahr

Ein Jahr geht zuende, ein neues beginnt.
Und wir haben das Gefühl, es gäbe im stetigen Ablauf der Tage irgendeinen Schlusspunkt und einen Neuanfang.

WinterWebKreative Menschen wie wir kennen die Erfahrung,
dass jeder echte kreative Impuls einen Schlusspunkt setzt unter das, was war,

und zu einem Neuanfang einlädt.

Zu einem Moment des Nicht-Wissens, der völligen Offenheit,

zu der Möglichkeit, den allerersten, unberechneten Schritt auf eine weiße Schneefläche zu setzen.

Aber wenn es euch so geht wie mir, vergesst ihr das meistens wieder.

Zum Neuen Jahr könnten wir uns wie die meisten fragen: Was lasse ich hinter mir? Auf was schaue ich zurück? Was sehe ich vor mir?
Das habe ich in den letzten Tage getan, und merkte sehr schnell, dass mich solche Fragen nur noch tiefer in die Spirale aus Informationsgier, Zunkunftsvorstellungen, Kontrollbedürfnissen und Illusionen zogen.

Und da fragte ich mich: Will ich das zum neuen Jahr (oder an jedem  anderen Tag) so haben?

Wenn ich mein automatischen Verhalten betrachte, könnte es so scheinen…
Aber eigentlich kenne ich doch etwas Wahreres, Besseres.

Und dann merke ich, was die eigentlich wichtigen Fragen für das neue Jahr sind:
Wieso geht  mir das Gute, das ich schon kenne, immer wieder verloren?
Und wie finde ich es wieder?

 

Kontrolle haben

Als eifrige Leserin von Online-Zeitungen bin ich bestens informiert über alles, was in der Welt so los ist.
Jede Katastrophe, die den Redaktionen einen Bericht wert ist, wird von mir zur Kenntnis genommen.
Jede Experten-Prognose für eine gute oder eine entsetzliche Zukunft wird mir (besonders jetzt, zum Jahrewechsel) frei Haus geliefert.
Und ich lese das alles, nehme das alles gierig in mich auf, bis gelegentlich mein gesamtes Weltbild von diesen Berichten bestimmt, ja, überschwemmt wird.

Zum Glück merke ich das nach einer Weile, und frage mich:
Was verspreche ich mir davon, mir diese oft sehr eingeschränkten Sichtweisen täglich wie eine eifrige Schülerin einzuverleiben?
Was soll diese Lese- und Informationssucht eigentlich bewirken?

Und ich stoße auf eine geheime (und völlig irreale) Hoffnung in mir: Wenn ich über alles Bescheid weiß, bin ich sicher.

Ich bin sicher, weil ich den Überblick habe, und mich auf das Schlimmste vorbereiten kann.
Ich bin sicher, weil ich eine Meinung zu allem habe.
Ich bin sicher, weil ich daurch, dass ich „alles weiß“, irgendwie die Kontrolle habe.

großzügigUnd warum will ich die Kontrolle haben?

Weil ich mich in der Tiefe meiner Persönlichkeit vollkommen roh, unsicher, exponiert und bedroht fühle.
Und das ist so, seit ich mich erinnern kann:

Schon in der frühesten Kindheit bestimmten solche Gefühle mein Leben, und wenn ich genau hinspüre, merke ich, dass das damalige Kind jetzt, in diesem Moment, in mir hockt und genauso Angst hat, wie damals.

Diese Angst will ich mit meinem Viellesen besänftigen, und zwar genau so, wie ich es damals gelernt habe: Durch Wissen, durch Denken, durch Verdrängen der unangenehmen Gefühle.
Kollage: Paro

 

Der kreative Weg

Doch all die klugen Strategien nützen mir natürlich nichts – im Gegenteil, sie entfernen mich nur von der tiefen, allzeit gegenwärtigen Quelle des Seins und der Weisheit, die in mir und in allem strömt.

Ich halte inne, und spüre genau jetzt, wie sie in mir klingt und summt.
Ich atme.
Ich lasse mich fallen, lasse die Denkanstrengungen einen Moment los und spüre sofort, dass sogar mein Denken, mein Tun, mein Sorgen und Kontrollieren von diesem tiefen inneren Strom getragen sind.

Dass sie Teil von ihm sind.

Ein Teil, der ein Weilchen lang geglaubt hat, ganz allein zu sein und sich gewaltig anstrengen zu müssen.

Ich gehe an meinen Malplatz. So kann ich anfangen!
Das Leben braust und wühlt in mir, Unruhe, Ängste und Aggressionen flackern auf.
Doch statt zu versuchen, sie zu kontrollieren und zu rationalisieren, nehme ich sie IN MIR an.

DAS sind die Energien, die im Moment an die Küste meines Bewusstseins branden – und ich öffne die Arme und empfange sie.
Alle.
Atme sie ein, lasse sie in mir strömen, drücke sie wieder aus – mit Farben, Wörtern, Tänzen und Klängen.

Und mir fällt ein, was ich so oft in Kursen sage:

Kreativität ist unter anderem die Kunst, im Ansturm der wildesten Energien (oder in ödesten Flauten und desolatester Leere) die Balance zu finden, immer neu, wie die Surferin – auf ihrem Brett – auf der Welle.

 

Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen, sie zu reiten

img_3842Vor mehreren Jahren hörte ich bei Jack Kornfield einen Spruch, der wahrscheinlich von Swami Muktananda stammt (und inzwischen auch Jon Kabat-Zinn, Joseph Goldstein und einigen anderen zugeschrieben wird:
„You can’t stop the waves, but you can learn to surf…“

Nun – ich glaube, in Wirklichkeit hat uns  diesen Spruch das Meer geschenkt, und dem inneren Meer möchte ich mit diesem Post danken!

Und ich nehme den Spruch als mein Motto für 2017!

Als mir das heute morgen klar wurde, habe ich auch ein Bild dazu gemalt, das widme ich allen LeserInnen meines Blogs.

Und ich lade euch ein, dieses Motto mit einer Mal- oder Schreibsitzung zu feiern. Ich bin dabei!

Wie?

So:

1. Vor dem Malen oder Schreiben innehalten.

2. Die Worte, Pläne, Gedanken leise stellen.

3. Die große, tiefe Welle dahinter spüren, die immer in dir strömt (du erkennst sie an ihrer Energie, ihrer Lebendigkeit, ihrer Weite. An dem Herzklopfen, das sie begleitet – das ist wie Verliebt-Sein!)

4. Dich auf die Energien einlassen, aber nicht von ihnen überflutet werden.
Wie du das tust? Atmen. Atmen.
Den Körper spüren. Jeden Moment NEU erleben.

5. Und frei LOSMALEN (oder -schreiben, oder -tanzen)

So feiern wir das Neue Jahr.
Und jeden Tag.
Und alles, was er bringt: Wir werden es sehen, wenn es kommt.
Wir feiern uns selbst,
– und wie Surfer auf den Wellen des Lebens
sind wir vorbereitet auf dieses – und jedes – und auf alles, was der nächste Moment uns schickt.

Bild von Paro, erstellt mit Sketches Pro

 

NEWS

Schreiben im Café
Wo die Geschichten herkommen – und wie sie aufs Papier finden

An meinem Schreibwochenende am 03.-05. Februar im berühmten Cafe Augustin in Lindau (Bodensee) sind noch Plätze frei.
Weitere Infos: Einfach diesem Link folgen –  oder bei mir melden!

Meisterkurs 2017
ein Jahr lang den kreativen Strom födern, die eigene Lebendigkeit freilegen,
und lernen, andere dabei zu begleiten

Der Kurs beginnt Ende März 2017, und es sind noch Plätze frei.
Weitere Infos: Einfach diesem Link folgen – oder bei mir melden.

 

Drei Mal-Apps, die mir gerade Freude machen:
Über die Feiertage konnte ich kaum aufhören, meine neuen Mal-Apps auszupropbieren!
Auch das obige Bild habe ich mit einer App erstellt.
Diese drei empfehle ich:
– Tayasui Memopad
– Sketches Pro
– Auryn Ink