Kreativsommer 3 – Aus der Mitte entspringt ein Fluss

„Aus der Mitte entspringt ein Fluss…“
Diesen wunderbaren Filmtitel möchte ich heute ausleihen, um unsere nächste Lektion zu illustrieren. Nun ja, eigentlich braucht es keine Lektion mehr. Alles ist längst gesagt, denn je tiefer man kreative Prozesse versteht, desto mehr reduzieren sie sich auf zwei Prinzipien, und die habe ich schon vorgestellt.

Das erste:
Einatmen, dann ausatmen. Empfangen, dann abgeben. Voll werden, dann überfließen. So entsteht ein natürlicher Flow.

Das zweite:
Kreativer Ausdruck geschieht immer in der Gegenwart. Jetzt. Immer nur dieser eine Schritt. Und dann der nächste.

 

FeetEigentlich braucht es jetzt keine Lektion mehr…

Aber wenn das wirklich so wäre – wenn das wirklich alles wäre – dann würdest du jetzt mit großer Freude an deinem Projekt arbeiten, für das du dich beim letzten Mal entschieden hast.  

Du würdest soviel Zeit aufwenden, wie du an jeden Tag oder jede Woche erübrigen kannst.

Vielleicht viel, vielleicht wenig – aber du würdest nicht aufgeben. Und du würdest Schritt für Schritt, Fülle für Fülle, Gegenwart für Gegenwart etwas Wunderbares erschaffen.

Es gibt vielleicht Menschen, die das immer so können. Und es gibt auch Phasen, in denen jeder von uns das kann.

 

Doch die Wahrheit ist,
die meisten verlieren sich immer wieder in irgendwelchen Sumpfgebieten, wo ihre Energie versackt. Auch mir kann das immer wieder passieren!
Deshalb habe ich mich auch zu einer Energie-Expertin entwickelt… 🙂

Wir verlieren uns, und unsere Energie versackt.Oder in unserem Leben scheint es einfach keinen Raum für kreative Projekte zu geben: Wir haben so viel zu tun, so viel zu erledigen, so viele wichtige Pflichten, dass unsere kreative Sehnsucht hinten anstehen muss. Und da steht sie dann und friert…
Oder wir kommen einfach nicht mehr in die Gänge: Die Inspiration ist weg, die Lust genauso, und von Begeisterung kann keine Rede mehr sein! Und je mehr wir uns bemühen, irgendeinen schöpferischen Funken zu entfachen, desto frustrierter werden wir.

Um all jenen, denen es oft ähnlich geht, etwas mitzugeben, möchte ich euch mit den nächsten Lektionen helfen, in das kreative Feld zurückzufinden. Eigentlich ist das ja auch gut, sonst wäre unser Sommer-Kreativprojekt schon zu Ende!

 

Gute alte Bekannte

Kreativität braucht unsere Energie, lebt von unserer Energie, fließt mit unserer Energie. Wenn wir begeistert sind, Lust haben, Interesse empfinden und voller Freude loslegen, sind wir im Fluss. Wir sind eins mit uns, und unsere Energie kann ungehindert fließen.

Doch alle möglichen alten Vorstellungen und Gewohnheiten sehen es als ihre Pflicht, dieses Einssein mit uns selbst zu unterbrechen und unsere Energie zu dämpfen oder zu erschöpfen.
Warum sie das tun?
Muss uns hier nicht interessieren. Für uns ist es nur wichtig, irgendwann zu merken, was los ist.

Das ist eigentlich gar nicht schwer! Die Symptome sind so eindeutig, dass wir sie eigentlich sofort erkennen müssten. Sie heißen unter anderem:

–  Keine Inspiration.
–  keine Lust
–  keine Zeit
–  Anspruch und Stress
–  Resignation
–  Hektik
–  Langeweile
–  Trotz
–  Verzweiflung
und so weiter…

Leider haben uns diese guten, alten Bekannten unser Leben lang begleitet und lassen sich nicht einfach so abschütteln.
Doch was können wir stattdessen tun? Wie können wir das kreative Feld wieder finden?

 

Alles Energie

Nun, um kreativ zu sein brauchen wir wie schon gesagt unsere Energie. Und wenn wir uns in alten Vorstellungen und Gewohnheiten verlieren, steht sie uns nicht wirklich zur Verfügung, sondern verknotet sich stattdessen vor lauter Denken, tanzt auf der Stelle und erstarrt, wird erstickt von Abwehr und Widerstand, erschöpft sich in Hektik, Überreaktionen und Aktionismus. 

Leider reicht es nicht, das zu wissen, um sie wieder zum Fließen zu bringen.

Wenn wir merken, wie gedämpft und ausgeleert wir sind, wollen wir diesen Zustand meistens weghaben und stattdessen etwas Angenehmeres, Besseres – unseren kreativen Fluss – erleben. Wir beginnen, unsere alten, bequemen Gewohnheiten abzulehnen und gegen sie anzukämpfen. Doch damit kämpfen wir gegen unsere eigene Energie an, und die brauchen wir, um kreativ zu sein!

 

Mein Tipp

Mein Tipp für dich besteht deshalb darin, deine Energie zu nutzen, egal, wie sie sich gerade äußert.
Und das beginnt damit, dass du zu deinem verknoteten, unkreativen Zustand zuerst mal Ja sagst. Das heißt, anstatt von dir wegzustreben und dich um einen wundervoll freien, fließenden, kreativen Zustand zu bemühen, fühlst du zu dir hin. Freundlich, interessiert, neugierig.

Du fühlst zu dir hin und fragst dich, was deine Energie eigentlich gerade tut. Wie sie sich eigentlich gerade anfühlt – innerhalb der Langeweile, hinter der Hektik, unter all den Abwehrmustern.

Du nimmst an, was da ist. Du glaubst nicht, von vornherein zu wissen, dass es etwas Negatives ist, sondern bist neugierig. Du bist ein Forscher. Du willst mehr wissen!

Und du nimmst dir Zeit dafür. So viel Zeit, wie es braucht, bis du wieder eins mit dir bist – so, wie du bist.
Du nimmst dir Zeit, wie man sich für ein Kind Zeit nehmen muss, weil es sonst trotzig wird und alles noch viel länger dauert. So, wie man sich für ein Tier Zeit nehmen muss, weil es sonst nicht auf einen hört oder aggressiv wird.


Aus der Mitte entspringt ein Fluss

Du gehst auf dich zu.
Du gehst in die Mitte zwischen der Ablehnung dessen, was dich stört und dem Verlangen nach dem, was du stattdessen lieber hättest.

In dieser Mitte bist du in der Gegenwart, eins mit dem was ist, eins mit dir. Und du wirst entdecken, wie viele verschiedene Energien hinter deiner Abwehr, deinen Zweifeln, deiner Resignation und deinen inneren Kämpfen stecken:
Gefühlsenergien,
heiße Energien,
zarte Energien,
kraftvolle Energien,
kühle Energien,
schnell fließende Energien,
ganz stille, langsame Energien…

Fülle ohne Ende…
Und diese Fülle verlangt danach, sich ausdrücken zu dürfen.

In der Mitte entspringt ein Fluss,
und du darfst mit ihm fließen in den nächsten Ausdruck, die nächste kreative Geste.
Zuerst den ersten Schritt,
dann den nächsten.

Das ist die Lektion für dieses Mal, und ich freue mich, sie mit euch teilen zu können. Sie ist für mich so essenziell, so kostbar…
 
Und wenn du etwas über deine Erfahrungen erzählen oder Bilder/Gedichte/Erkenntnisse mit uns teilen möchtest, schreib mir!


Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache:

In der neuen Zeitschrift „Taste Of Love“ habe ich von jetzt an in jeder Ausgabe 2-4 Seiten, die ich gestalten darf. Die Zeitschrift kommt viermal im Jahr heraus, und in der Juni-Ausgabe (gerade erschienen) ist der erste Beitrag von mir.
Dieses Mal geht es um Kreativität ganz allgemein, und in der September-Ausgabe gebe ich eine kleine Anleitung zum freien Zeichnen. Ich freue mich natürlich sehr, wenn ihr auch dort zu meinen Leserinnen werdet!