Ein großes kreatives Feld

Seit dem letzten Blogbeitrag wehen mir die verschiedensten Mails zum Thema Kampf, Schweinehund und Tanz ins Haus. Das ist ein „großes Feld“, wie man so schön sagt, es hat viele Wäldchen, dunkle Schluchten, Blumenwiesen und Weizenfelder. Und wenn wir kreativ sind (oder sein wollen), müssen wir lernen, uns auf diesem Feld zurechtzufinden.

Um auf eure Fragen und Berichte zu reagieren und auch, weil mich dieses Feld im Moment geradezu magisch anzieht, werde ich dort einige Exkursionen unternehmen. Heute wieder auf der Suche nach den geheimen Schlachtfeldern, auf denen die ewig gleichen Kämpfe ausgetragen werden.

Während ich das schreibe, fallen mir die japanischen Soldaten ein, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf einer Dschungel-Insel noch mehrere Wochen tapfer weiter kämpften, weil sie nicht erfahren hatten, dass der Krieg zu Ende war.

Dasselbe passiert uns ständig beim Malen und beim Schreiben. Das Gefühl, kämpfen oder uns anstrengen zu müssen ist so tief verwurzelt, dass alle Nachrichten über inneren Frieden, Freude am Tun, entspanntes Geschehen-Lassen immer wieder an uns abperlen, uns nicht überzeugen oder nicht wirklich erreichen.

Was außerdem passiert, ist, dass wir wahre Entspannung, inneren Frieden und Freude am Tun/Sein oft nicht unterscheiden können von der alt eingewurzelten Tendenz, uns zu betäuben, abzuschotten und einzulullen, um zu „entspannen“.

Hier der Auszug aus einer Mail, die mir eine meiner derzeitigen Meisterschülerinnen schrieb. Das Thema Kampf/Freiheit hatte sie dermaßen gepackt, dass sie ein einem Seminar über den „inneren Schweinehund“ teilnahm. Was sie unter anderem erfuhr:

SchweinehundDie Charakteristik des Inneren Schweinehundes:

Er ist ein Genussschwein: Will die sofortige Bedürfnisbefriedigung und ist Experte für Angenehmes.

Er ist eine faule Sau (entschuldige, aber so war die Beschreibung): Vermeidet jede Anstrengung.

Er ist ein Experte im Vermeiden.

Er ist ein feiger Hund: Orientiert sich an Altem, Bewährten, ist eine konservative Kraft.

 

 

Was hier der innere Schweinehund genannt wird, ist unsere eingefleischte Tendenz, Trost, Entspannung oder Sicherheit zu suchen, indem wir uns von dem, was wir gerade wirklich in unserem Inneren spüren und erleben, ablenken.
Dann lullen wir uns mit irgendeiner automatischen Beschäftigung ein: Stundenlang Patience spielen, zwanghaft Sport treiben, dösig fernsehen, etwas Beliebiges lesen und so weiter.
Und verlassen uns damit selbst.
Wobei nicht die Beschäftigungen selbst das Problem sind, sondern die Tatsache, dass wir uns ausblenden, nicht wirklich da sind, unterschwellig Schuldgefühle haben.

Und der „innere Schweinehund“ ist keineswegs Experte für Angenehmes. Denn solche Ablenkungen fühlen sich zwar kurzfristig „angenehm“ an, führen aber in Wirklichkeit zu Selbstablehnung, unterdrückten kreativen Impulsen und einem Leben auf Sparflamme.

Allesamt keine guten Zutaten, um unser kostbares Leben kreativ zu leben.

Die Tendenz, uns einzulullen und abzuschneiden, ist tief verwurzelt und machtvoll. Sie ist der Nährboden für Süchte und selbstzerstörerische Gewohnheiten. Sie hält uns auch vom Malen ab, wenn wir ihr zu viel Macht geben.
Doch ich mag sie nicht als unseren „inneren Schweinehund“ bezeichnen.
Und wir müssen auch nicht „gegen sie kämpfen“.
Es reicht, einfach wahrzunehmen, was wir tun und liebevoll und humorvoll „Neue Spuren zu legen“.

Wir beobachten (mit Humor) wie wir uns ständig selbst behindern.

Wir vergeben uns, dass wir nicht vollkommen sind und uns immer wieder von unserer Lebendigkeit abschneiden.

Wir machen regelmäßigen Termine für Dinge, die uns aufwecken (und sich letztlich wirklich angenehm anfühlen!): Meditation, Malen, Schreiben usw. Ihr habt sicher viele Beispiele.

Wir machen immer wieder den ersten kleinen Schritt – und dann den nächsten (habe ich hier vor kurzem beschrieben).

Und wenn sich unsere Meditation, unser Malen, unser Schreiben anstrengend und bedrückend anfühlen, können wir sicher sein, dass irgend eine alte, strenge Vorstellung von „Leistung, Gutsein, Disziplin“ am Werk ist.

Das Gegengift gegen solche alten, strengen Vorstellungen ist ein Cocktail aus
Liebe,
Humor,
Geduld,
Neugier,
Lust…

Und manchmal kann man sich auch Anregung und Unterstützung holen!
Dafür sind meine Kurse da.

Mal-LustHier eine Mail von einer anderen Malschülerin, die sie mir nach einem Kurs schickte:

Inzwischen habe ich mein eigenes kleines Sommeratelier daheim gesäubert und frisch ausgemalt und fühle mich darin wie ein neugeborenes Kind, das nun malen darf, was es will.

Erwartungen, Vorstellungen und Bedrängnisse hab ich vor die Tür gesetzt und ich bin einfach einmal glücklich.

Das Kostbarste, das ich mitnehmen durfte aus unserem Malseminar ist, die Ganzheit leben zu dürfen.
Eine Erlaubnis, die ich mir nun endlich ganz in meinem Inneren gegeben habe.


Dass ich mein inneres Gefühl – ganz mich selbst – im Malprozess brauche.

Nichts sonst als bei mir sein, in mir sein… und diese tiefe Begegnung zeigt sich nun in meinem Leben als großer Schatz, den ich geborgen habe.

Ich spüre intensiv das Sein dürfen, das Zulassen und wieder Loslassen und mich einlassen.

Den Lebensfluss – und auch was diesen herrlichen Fluss bremst.
Ich danke dir nochmals von Herzen für deine achtsame und liebevolle Begleitung, für die hilfreichen Impulse und die klare Energie.

Lasst dich anregen!
Und falls du einen positiven Schubs brauchst: In meinem Septemberkurs sind noch Plätze frei!