Chaos

Für Tata

Gestern kam ein alter Blogbeitrag zum zweiten Mal hier an, frisch versandt, als hätte ich ihn gerade erst geschrieben (alle Abonnenten haben ihn wahrscheinlich auch erhalten). Keine Ahnung, was das soll…

Aber es passt irgendwie: Das kleine Sommerprojekt in 6 Teilen ist zu Ende und ich warte auf die richtige Inspiration, wie es weitergehen soll. Und das fühlt sich an, wie wenn alle Strukturen und Ideen auseinanderfallen, um Raum für etwas Neues zu machen. Chaos eben. Jedenfalls im Kleinen.

Und im Großen: Vor kurzem ist ganz überraschend meine Freundin Tata gestorben. Das reißt ein Loch in das vertraute Gewebe des Lebens.
Alles scheint auseinander zu fallen, verliert seine scheinbare Festigkeit, an die ich mich gewöhnt hatte. Das weckt Panik, lässt den Kopf rotieren bei dem Versuch, etwas zu verstehen, zu fixieren, irgendeinen Sinn zu finden. Chaos ist ja nicht so leicht zu ertragen, jedenfalls wenn man feste Vorstellungen hat, wie die Dinge funktionieren sollten.

Auch die Welt erscheint mir zur Zeit oft bedrohlich und chaotisch, und wenn ich mich auf meine Vorstellungen versteife, wie sie stattdessen sein sollte, geht es mir dreckig. Ich kriege Angst, wenn ich merke, dass ich nicht im Griff habe, was als nächstes passiert – mit mir, mit anderen, mit der Welt. Wie gerne ich doch alles kontrollieren würde!

In der Kreativität – beim Malen oder Schreiben – kann ich Unsicherheit und Chaos inzwischen gut annehmen. Die Phasen, wo ich nicht weiter weiß, machen mir keine Angst mehr, weil ich so viele Male erlebt habe, dass immer wieder etwas kommt, etwas Neues, etwas Unerwartetes, etwas Stimmiges. Etwas, das ich nicht plane, nicht kontrolliere, nicht im Griff habe. Etwas, das sich mir schenkt, frei, großzügig und reich. Ich lerne auf etwas zu vertrauen, dass sich meiner Logik entzieht und das größer ist als mein Wissen und Kontrollieren.

Doch ist das im Leben nicht genauso?

Wenn mein Leben jetzt ein Bild wäre, bei dem ich nicht weiter wüsste, würde ich mich einfach auf den gegenwärtigen Moment einstellen, in dem alle Inspirationen und Impulse auftauchen, wenn ich sie vertrauensvoll empfange.
Wenn ich das Leben so empfange – wie ein Kind, mit offenem Herzen – spüre ich einen tiefen, unaussprechlichen Sinn. Etwas, das mein Kopf nicht verstehen kann. Etwas, das nicht von mir verschieden ist.
Etwas, dem ich schon längst gehöre: So etwas wie die kreative Seele des Lebens und der Welt.

In dieser kreativen Seele sind wir alle verbunden (auch du, Tata, so fühlt es sich an). Wir sind eins mit etwas Größerem, und wenn wir malen, schreiben, tanzen, singen, lieben, drückt es sich durch uns aus.
Dann lassen wir einfach die nächste Farbe erscheinen, setzen das nächste Zeichen, erleben den nächsten stimmigen Lebensausdruck. Nehmen den nächsten Atemzug. Diesen Atemzug. Sind dankbar für jeden einzelnen magischen Moment…

BlogNL

 

 

Dienstag Abend ist wieder Malabend!

 

Und falls ihr Wünsche für die nächsten Blogbeiträge habt, schreibt mir!