Meditation im Herbst


Herbst-Meditation
bei Angst (beim Malen, aber auch sonst)

Vor einigen Tagen erhielt ich die Mail einer Malschülerin, die von ihren Versagensängsten beim Malen erzählt. Ich denke, viele können etwas damit anfangen, deshalb hier ein Ausschnitt daraus:

Liebe Paro,
was für eine schaurig schöne Malsitzung hatte ich heute.
Es war von Anfang an ein „Gefriemel“ abgehackt, stockend – und doch wollte ich immer wieder weitermachen und konnte nicht aufhören.
Mal hier ein Strich, mal da ein Punkt und im Hintergrund der Gedanke, oh Gott, hoffentlich komme ich nicht ins Stocken! Und dann wieder die immense Erleichterung, wenn ein kleiner Impuls kam.
Gibt es Versagensängste, die mit dem stockenden Malen gleichzusetzen sind ?
Jetzt, wo ich aufgehört habe bin ich erleichtert. Es war wie die ungeliebte Schulstunde, die endlich rum ist. Ich hab mir freigegeben…..
Morgen will ich wieder malen, aber auf dieses Gefühl hab ich eigentlich keine Lust. Mal sehen, wie’s mir morgen geht.

MalMedi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Und hier meine Antwort

die auch gleich eine kleine Meditation enthält:

Das klingt sehr spannend, und es beeindruckt mich, wie du von Impuls zur Impuls immer wieder durchgehalten hast.

Der Ausdruck „Versagensängste“ scheint hier richtig gut zu passen.
Und immer, wenn solche Ängste auftauchen, können wir sicher sein, dass wir uns mit irgendeinem Anspruch unter Druck setzen.

Dann versuchen wir „alles richtig“ zu machen (perfekt zu malen, total zu entspannen, wirklich im Fluss zu sein usw.) und spüren schließlich nur noch Panik, Druck und Angst.

Kreativität bedeutet hingegen eins mit uns zu sein, offen für alles, was da ist und was auftaucht.
Wenn wir uns antreiben und kritisieren, sind wir aber nicht eins.

Wir kritisieren uns auch im täglichen Leben und setzen uns unter Druck… Aber da fällt uns das oft gar nicht mehr auf. Beim Malen hingegen merken wir schnell, wenn uns so gar nichts gelingen will, wenn wir „Friemeln“ und uns quälen. Und was tun wir dann?

 

Meditation
Wir machen eine kleine Übung, eine Art Achtsamkeits-Meditation, die uns wieder auf den richtigen Weg bringen kann!

Der erste Schritt besteht darin, uns selbst mit liebevollem Mitgefühl, Verständnis, Freundlichkeit zu betrachten.
Wir sagen Stopp.
Halten inne.
Nehmen uns Zeit.
Wir signalisieren dem Teil in uns, der Angst hat, dass wir auf seiner Seite sind…
Wenn es passt, nehmen wir ihn liebevoll in den Arm.

Dann fragen wir uns: Was würde diesem ängstlichen Teil (oder inneren Kind) richtig gut tun? Was würde er/es brauchen?
Welche Farbe würde er/ es gerne nehmen?
Mit welchem Pinsel würde es gerne malen – und an welcher Stelle?
Und es dann lassen wir es malen.
Das muss nicht lange sein – die innere Haltung zählt. Das Mitgefühl, die Freundlichkeit, das offene Interesse.

Probiere es aus und schau, was passiert!


Und ein Hinweis zum Malen und fürs Leben

Oft stellen wir uns vor, wir müssten „total kreativ im Fluss sein“ und die Angst müsste weg sein.
Wir streben nach dem Flow und beurteilen alles, was ihm anscheinend im Wege steht, als störend.

Wir lehnen ab, was gerade IST. Wir verstärken den inneren Kampf noch mehr.

Stattdessen geht es darum, einfach liebevoll mit dem umzugehen, was auftaucht.
In diesem Fall die Versagensangst.
Und diese liebevolle Annahme lässt uns eins mit uns sein. Im Fluss sein!
Im Fluss mit uns selbst, unseren Gefühlen und Zuständen. Und ein solches liebevolles Fließen ist die wichtigste Grundlage für unsere Kreativität. Für unser Leben auch.

(Die Malschülerin probierte das aus und hatte beim nächsten Mal eine wunderbar zarte, fließende Malsitzung)