Kreativität ist wie Sex

Mitten in einem Kurs – nicht viel Zeit – nur ein, zwei Gedanken über den Ergebnisdrachen:

Immer, wenn ich male, gibt es ein Ergebnis: Das fertige Bild.
Immer, wenn ich schreibe, gibt es ein Ergebnis: Den fertigen Text.
Immer, wenn ich atme, gibt es ein Ergebnis: Dass ich weiterlebe.

Ergebnisse sind das unvermeidliche Resultat einer jeden Tätigkeit.

Wozu also jetzt ein Ergebnisdrache? Wenn Ergebnisse so selbstverständlich sind, wo liegt dann das Problem?

drache3Ich fülle den Pinsel mit der Farbe, die gerade dran ist.

Der Pinsel berührt die Stelle auf dem Bild, die nach dieser Farbe gerufen hat.

Achtsam übe ich einen leichten Druck aus. Ein Punkt entsteht. Ein roter Punkt, der das gesamte Bild verändert und auf seine kleine, fast unscheinbare Art eine große Aussage machen kann.

Ich atme. Ich spüre die Farbe, ich erlebe den Punkt, ich empfinde seine Aussage – alles ohne Worte, alles in einer magischen Gegenwart.

Und plötzlich ist da eine Stimme, die sagt: „Du weißt ja, dass du dieses Mal nicht soviel Kleinkram auf das Bild machen wolltest. Das soll dieses Mal ein klares, locker gegliedertes Bild werden. Etwas ansprechender, freier. Ich würde sagen, du hörst mal mit diesen kleinen Punkten auf und malst endlich die große braune Fläche, die das Ganze zusammenbringt. Sonst kannst du das Bild besser wegschmeißen und neu anfangen.“

Das ist, wie wenn man Sex hat und gerade völlig in der Begegnung aufgeht – und da sagt der Mann (oder die Frau): „Du, stopp, hör mal! Hör mal! Hörst du mich? Vergiss nicht, wir wollten doch ein Kind machen. Du weißt ja, wenn das ein schönes Kind werden soll, müssen wir es uns jetzt vorstellen! Du musst jetzt mal tief atmen und das Kind vor dir sehen und bewusst darauf hinarbeiten.“
Wie würdest du dich da fühlen?

So wirkt der Ergebnisdrache!