Archives for Februar 2016

Kreativ Schreiben, kreativ lesen

Die Wochenzeitung DIE ZEIT wird 70 Jahre. Um das zu feiern, gibt es diese Woche eine Sonderausgabe, ein dickes, fettes Heft voll mit den tollsten Artikeln aus den letzten Jahrzehnten.

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Auch ich werde dieses Jahr 70 (aber bitte noch nicht gratulieren, das dauert noch etwas). Eine Sonderausgabe wird es wahrscheinlich auch geben, hier, in diesem Blog! Vielleicht werde ich sogar einige meiner alten Artikel veröffentlichen 🙂

Dass ich je dazu gekommen bin, Artikel zu schreiben und zu veröffentlichen, und dass ich regelmäßig Blogbeiträge schreibe, die ich meistens sogar selbst gerne lese, verdanke ich unter anderem der ZEIT.

Erst die Befreiung, dann das Handwerk
Meine Schreibkarriere begann damit, dass ich begriff, was meine Kreativität ist, wie ich sie freisetze, wie ich sie (und mich selbst) unterstütze.
Zuerst kam der freie Fluss.
Doch schon bald folgte die Lust, diesem Fluss eine klare Form zu geben, abgeschlossene Texte zu schreiben und zu veröffentlichen, und es vielleicht sogar zu wagen, ein ganzes Buch anzufangen und so lange dran zu bleiben, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Ja, bis sogar ein Verleger zufrieden war und sich einverstanden erklärte, es drucken und veröffentlichen zu lassen!

Was mit einer großen Befreiung, einem freien Fließen, einem Spielen und Entdecken begann, wurde zu einem Handwerk. Und wie bei jedem Handwerk gab es eine Menge zu lernen.


Viel lesen, kreativ lesen

Eine wichtige Art, das Schreibhandwerk zu lernen, ist es, viel zu lesen, achtsam zu lesen, klug zu lesen, kreativ zu lesen und wirklich hinzuspüren, welche Texte einen erfreuen, sogar begeistern und welche nicht (und herauszufinden, woran das liegt).
Da kam für mich DIE ZEIT ins Spiel. Sie wurde zu meiner Schule für das Schreiben von Artikeln, Interviews, Berichten. Nirgends fand ich so viel „Gute Schreibe“ so kompakt versammelt.

Ab und zu las ich einen Artikel und musste weinen, weil ich so berührt und begeistert über den freien, kreativen, stimmigen Ausdruck der Autorin war.


Eine Empfehlung

Nun, das Jubiläumsheft der Zeit ist voll von solchen Artikeln. Ich habe es mir natürlich gekauft und lese es wie ein Buch, Kapitel für Kapitel, mit wachsender Begeisterung. Einige Artikel kenne ich schon aus der Vergangenheit, aber man kann sie immer wieder lesen. Einige sind neu. In meinen Augen sind sie der ideale Lernstoff.

Viele Schreibbegeisterte, die bei mir eine Einführung in das kreative Schreiben mitgemacht haben, kommen genau wie ich damal an den Punkt, wo sie gerne Bücher, Artikel, Geschichten fertigstellen (und vielleicht sogar veröffentlichen) wollen.

Hey, Leute, für euch habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben!
Kauft euch die Jubiläumsausgabe der Zeit, solange sie noch im Handel ist!
Lest jeden einzelnen Artikel.
Spürt genau hin, welcher euch gefällt und warum.
Und macht euch bitte, bitte bewusst, dass das Schreibhandwerk ein riesiges Feld ist, auf dem man sich leicht verlieren kann.

Wenn euer Buch oder eure Geschichte nicht sofort gelingt, hat das nichts damit zu tun, dass ihr ein schlechter oder unbegabter Mensch seid. Es liegt einfach nur daran, dass ihr noch eine Menge lernen müsst.
Krempelt die Arme hoch!
Lernt weiter!
Und habt viel Spaß dabei…
Ich freue mich schon, eure fertigen Werke irgendwann zu lesen!


Übrigens:
Am kommenden Dienstag fällt das Virtuelle Malen aus. An dem Tag werden hier Filmaufnahmen gemacht, für ein Webinar. Wir filmen eine Einführung in das Kreative Schreiben.

Wenn der Film fertig ist, werde ich ihn auch über meine Website vermarkten. Dann kann sich jeder, der möchte, bequem zu Hause von mir inspirieren lassen, sich von falschen Vorstellungen und einschränkenden Urteil zu befreien und ohne Hemmungen zu schreiben.
Der Film soll (und wird) euch anregen, Freude an euch selbst und eurer Kreativität zu haben.
Das ist ja nicht nur etwas für Anfänger, sondern für jeden, der immer wieder frisch und mit Lust schreiben möchte.

Und allen, die schließlich bereit sind, das weite Feld des Schreibhandwerks zu betreten, empfehle ich, viel zu lesen – und sich bei Bedarf ein Schreibcoaching bei mir zu gönnen (gibt es auch am Telefon).
Das sind Sitzungen, in denen ich den Aspekt des Schreibhandwerks erläutere und unterrichte, der für den Betreffenden gerade dran ist.

Und wie gesagt, ich freue mich schon auf eure Werke!

 

Die Macht der Rituale

Dienstag ist Maltag. Heute ist Dienstag. Also habe ich heute gemalt.

Im letzten Beitrag habe ich über die Macht der Rituale gesprochen: in einer fremden Ferienwohnung, um die draußen ein Sturm tobt, ist es leicht, sich einsam zu fühlen und zur Ablenkung einen Film auf seinem iPad zu gucken. Tue ich auch gelegentlich, aber heute ist Maltag. Das ist schon ein Ritual, also lege ich meine Malsachen bereit: Könnte ja sein, dass ich Lust bekomme, den Pinsel zu schwingen. Und dann kommt auch noch eine Mail von weither: „Malen wir heute?“.

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Beim Kreisen des Pinsels fühle ich das Verbundensein mit allen, die jetzt auch malen, oder die daran denken zu malen, oder die eigentlich malen wollten, es aber vergessen oder verdrängen…

Und spüre wieder dieses Eingewobensein in etwas viel Größeres, das uns alle einbezieht.

Das Verbundensein…

Das Miteinander…

Alleinsein ist ja nur eine Vorstellung im Kopf, eine nicht sehr akkurate obendrein. Aber manchmal eine sehr überzeugende. Das virtuelle Malen löst sie mit großer Zuverlässigkeit auf.

Wer von euch war heute mit dabei? Ich habe nicht extra an das Dienstagsmalen erinnert, und manche, für die es noch nicht zu einem Ritual geworden ist, haben es vielleicht vergessen. Sollte ich das nächste Mal wieder an den Malabend erinnern?

(Das Schöne an solchen freiwilligen Ritualen ist auch, dass man frei entscheiden kann, ob man sich dieses Mal auf sie einlässt oder nicht).

Und hier noch ein Schmankerl: Ein fortschreitender Comic von einer Zeichnerin, die jeden Dienstag eine weitere Etage mit weiteren Leuten und ihren Geschichten auf ihr Hochhaus baut. 102 Etagen sollen es werden, irgendwann 2017 ist es fertig… Ich finde es grandios… Und eine weitere Anregung, sich am Dienstag in das kreative Feld einzuklinken. Wir sind nicht allein!

http://www.das-hochhaus.de

 

Nichts tun

Kleiner Gruß aus meinem Urlaub, der schon halb rum ist. Mein Plan dieses Mal (eigentlich kein Plan, es geschah von selbst): Nichts zu tun, bis von selber die Lust kommt.

Jetzt könnte ich alles aufzählen, was ich NICHT getan habe…  eine ganze Menge, wirklich! Ich war sehr fleißig im Nichts-Tun

Denn es gab unglaublich viele Dinge, die plötzlich in meinem Kopf auftauchten, mit der Bemerkung: „du müsstest aber mal wieder… „, und die ich vorbeiziehen ließ, ohne auf sie einzugehen. Zum Beispiel einen Blogbeitrag schreiben, bestimmten Leuten eine Mail schicken, einen Spaziergang machen, wenn ich gerade keine Lust hatte… Lauter solche Sachen.

Es war ein diebisches Vergnügen, sie alle NICHT zu tun, sondern stattdessen zu warten, bis etwas auftauchte, was sich stimmig anfühlte. So, wie es sich plötzlich stimmig anfühlte, diesen kleinen Blogbeitrag zu schreiben. Sogar ein Foto zu machen. Es zu verkleinern und einzusetzen…

Und während ich das hier jetzt schreibe, spüre ich, wie die Lust wächst, langsam mal aufzustehen und ein Spazierganimageg zu machen. Irgendwo einen Latte Macchiato zu trinken und den Hafen anzuschauen. Das werde ich gleich tun.

Vielleicht nennt man das „im Fluss sein“.

Doch: Nebenbei übersetze ich ein wunderbares Buch von Tony Parsons mit dem Titel „This Freedom“. Sitze jeden Tag eine Weile im Bett und übersetze, weil es ein Auftrag ist, an dem ich verdiene, aber noch viel mehr, weil ich so wahnsinnige neugierig bin, was er als nächstes sagt! Alles so unglaublich frisch und überraschend und erleichternd…

Und da glaube ‚ich‘ zu verstehen, dass „im Fluss sein“ auch bedeutet, Dinge zu tun, auf die ich keine Lust habe. Mir Probleme zu machen. Mir das Leben schwer zu machen… Alles Fluss, alles Leben – und nur die alte Vorstellung, dass ‚Ich‘ irgendetwas mache oder machen muss, lässt das Strömen (scheinbar) erstarren…

Darauf einen Latte Macchiato!

Und ich bin gespannt, wann die Lust zu malen auftaucht. Mein Gefühl sagt mir, das wird Dienstag Abend passieren. Rituale haben eine große Kraft, im Guten wie im Nicht-so-Guten. Ich werde berichten…