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Radikalkur für die Seele

Woche drei vor Ostern
(das Wort „Fasten“ bleibt ab jetzt außen vor, es wurde mir langsam zu streng).

Die Grippe ist überstanden, in zwei Tagen beginnt ein Kurs und ich nutze die Chance,  intensiv an meinem Bild zu malen, bevor ich das Atelier aufräumen muss. Und finde mich sofort in einer Falle wieder, die ich so gut kenne, und die mich trotzdem immer wieder einfängt:
Ich nehme mir nicht die Zeit, aus meiner üblichen Alltags-Eile und Zielstrebigkeit auszusteigen und einen anderen, freieren Raum zu betreten. Wirklich anwesend zu sein beim Malen.

Es mag Menschen geben, die das nicht brauchen. Vielleicht ist es wahr, dass viele Menschen – von mir aus auch alle Menschen – ohne Übergang vom Tun ins Sein gleiten und ohne jede Vorbereitung ihrer kreativen Seele dienen können. Mein innerer Richter erzählt mir, dass das so ist: Alle können das, außer mir. Und ich sollte es auch langsam mal lernen.

Palette3Das schöne ist: Selbst, wenn das stimmen sollte, muss es mich nicht interessieren.
Alles, was mich interessieren muss, ist, wie die Dinge für MICH funktionieren – und mich dann danach zu richten.

Und für mich sind die Malsitzungen am befriedigendsten, die ich von Anfang an mit großer Achtsamkeit gestalte.
Bei denen ich mir die Zeit nehme, wirklich anzukommen – mit Herz, Bauch und dem ganzen Rest.
Mit allem, was mich gerade ausmacht.

In meinen Kursen hat sich übrigens gezeigt, dass der innere Richter keine Ahnung hat: Den meisten geht es genau wie mir. Und alles, was meinen Malprozess und meine Freiheit unterstützt, hilft auch anderen, aus vollem Herzen zu malen und die Einflüsterungen des inneren Richters leise zu stellen wie einen störenden Radiosender.

Was tun?

Was kann man also tun, wenn man – wie ich wie vorhin – merkt, dass man sozusagen „mit dem falschen Fuß“ begonnen hat? Dass man beim Malen quasi mit dem Bleifuß auf dem Gashebel steht, weil man es wieder mal eilig hat, irgendein Ziel zu erreichen?

Ich plädiere für eine Radikalkur, eine Anti-Eile/Anti-Automatik-Übung:

Sofort innehalten,
den Pinsel weglegen,
durchatmen,
mit geschlossenen Augen den Körper von oben bis unten ausstreichen,
wirklich spüren, was das mit einem macht,
Bauch und Herz wahrnehmen,
wenn nötig, eine Runde um den Block gehen
oder ein Glas Wasser trinken,
und dann EINE stimmige Farbe auswählen und in Ruhe mit Wasser vermischen.
Zwiesprache halten mit der Farbe.
Einen kleinen Punkt setzen oder eine kleine Fläche.

Atmen.

Spüren.

Berührt sein und spüren, dass man berührt ist.

Danke sagen.

Weitermalen.

Bei der nächsten Malsitzung gleich so anfangen!


Das ist die Übung für diese Woche

Mindestens 2-3 Mal Malen, und wenn auch nur 10 Minuten, und die obige Übung beherzigen. Dann hat der innere Richter/Kritiker weniger Raum, sich auszubreiten – und die kreative Seele wird eingeladen, uns zu erfüllen.

Und falls jemand diese Woche nicht malen will: Man kann die Übung auch bei jeder anderen Betätigung machen!